Report Datenbank php 7.x aufrufen Übergabe des Forschungsschiffes "PROSPEKTA"
Rundschau Nr.9, 1960

Endlich war es soweit! Nach langen eifrigen Bemühungen unserer Ingenieure (vorwiegend von Herrn Weißensteiner) und der Elsflethwerft war aus einem amerikanischen Küstenboot ein schmuckes Forschungsschiff geworden, das sowohl innerlich wie äußerlich den Geist der PRAKLA widerspiegelt! Wir dürfen heute stolz darauf sein, so ein schönes Schiff unser eigen nennen zu können! Übergabe des Forschungsschiffes M.S. PROSPEKTA
Die Übergabe nach der Fertigstellung durch die Werft an die PRAKLA fand in feierlichem Rahmen am 24. Oktober 1959 statt. In einem Sonderomnibus waren die Herren und Damen der Geschäftsleitung, des Betriebsrates und einige geladene Gäste nach Elsfleth gekommen und gingen morgens an Bord. Zunächst wurde in kleineren Gruppen ein Rundgang durch das Schiff angetreten, die technischen Einrichtungen besichtigt, die Küche begutachtet, die Unterkunftsräume mit kritischem Blick gewürdigt, bis die PROSPEKTA dann in vollem Flaggenschmuck, die Werftflagge gehißt, "mit Karacho" in See stach.

Die beiden Maschinen gaben ihr äußerstes, als die Weser erreicht war und "die Meile gestoppt wurde", um die Höchstgeschwindigkeit zu ermitteln. Daß mit dem Schiff 12 Knoten gelaufen werden kann, wurde mit Freuden vermerkt, da dadurch die Möglichkeit gegeben ist, auch ferngelegenere Meßgebiete schnell zu erreichen.

Vorbei ging es an Bremerhaven, wo gerade die neue "Bremen" am Pier lag, weserabwärts. Leider ließ das Wetter etwas zu wünschen übrig, aber der Wind war zum Glück nicht etwa so stark, daß er das Schiff hätte zum Schaukeln bringen können. So wurde denn auch dem vortrefflichen Frühstück allerseits gut zugesprochen.

Um die Mittagszeit fand dann im Beisein aller auf dem Oberdeck die feierliche Obergabe statt, indem Herr Werftdirektor Behrendt zunächst das Wort ergriff und (u. a.) folgendes ausführte:

Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Sehr verehrter Herr Dr. Zettel!
Vor einigen Augenblicken haben wir das Übernahmeprotokoll unterschrieben, und das Schiff ist jetzt in den Besitz der PRAKLA übergegangen. Als das Schiff im Juni in die Werft kam, machte es nicht den Eindruck, den es heute macht. Wir selber auf der Werft haben gesagt, das wird gar nicht so einfach sein, dieses Schiff auf diese Höhe zu, bringen, und ich muß sagen, es war auch nicht so einfach, zumal diese amerikanischen Dinge doch erst mal gründlich durchleuchtet werden mußten. So haben wir denn alles, was nicht dazugehörte, ausgeräumt und dann ganz neu angefangen. Besondere Sorge hat auch der Maschinenfabrikant gehabt. Wir haben uns beste Mühe gegeben, aus dem Schiff etwas zu machen, und in Zusammenarbeit mit der PRAKLA haben wir lange Verhandlungen gehabt, um alle Räume richtig zu plazieren, daß auf dem Schiff vernünftig gearbeitet werden kann. Ich glaube, wenn ich zurückblicke, daß wir Erfolg gehabt hoben und die Wünsche der PRAKLA in diesem Schiff verwirklicht worden sind. Ich möchte on dieser Stelle nochmal der Geschäftsleitung der PRAKLA meinen herzlichen Dank sagen für diesen Auftrag und das Vertrauen, das Sie uns entgegengebracht haben mit der Übertragung dieses Auftrages. Mein Dank gilt auch allen, die sonst an diesem Bau teilgenommen haben. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch unseren Herrn Marwede erwähnen, der mit viel Interesse und eigener Verantwortung die PRAKLA bei dem Umbau dieses Schiffes beraten hat.

Ich danke vor allem auch dem Germanischen Lloyd und der Seeberufsgenossenschaft, die die Betreuung dieses Schiffes gehabt haben und bei der Erprobung feststellen konnten, daß das Schiff in allen seinen Einrichtungen den Erwartungen entspricht, die zur Bedingung gemacht worden waren.

So möchte ich wünschen, daß dieses Schiff Ihnen viel Freude macht und daß Gottes Segen über Schiff und Besatzung stets ruhen möge!

Herr Dr. Zettel dankte darauf für die Prakla mit folgenden Worten:

Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Der heutige Tag, an dem wir das Vermessungs- und Motorschiff PROSPEKTA in das volle Eigentum der PRAKLA übernehmen, ist ein besonderer Zeitpunkt in der Geschichte der PRAKLA. In den letzten vier Monaten wurde das Schiff in enger Zusammenarbeit mit der Elsflether Werft unter der Leitung der beiden Herren Behrendt so umgestaltet , daß es unseren Zwecken dienlich ist. Im Namen der Geschäftsführung der PRAKLA übernehme ich nun mehr das Schiff in das Eigentum unserer Firma und möchte die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen zu betonen, daß wir uns in den letzten Monaten der Zusammenarbeit mit der Werft bei Ihnen gut aufgehoben fühlten, und daß Sie, da wir ja im Schiffbau doch meistens Laien sind, nichts unversucht gelassen haben, das gesteckte Ziel zu erreichen- und das in kürzester Zeit und mit den geringstmöglichen Kosten. Die kommende Zeit wird aufweisen, in welchem Umfang unser gemeinsames Bemühen gelungen ist dem Schiff die Eigenschaften zu geben, die wir für die Arbeiten brauchen. Es ist jetzt so weit, daß wir das Schiff als PRAKLA-Schiff ansehen können, und ich möchte meine Ausführungen schließen, indem ich dem Schiff glückliche Fahrt wünsche und ihm ein ,Glückauf', den bergmännischen Gruß, zurufe.

Nach diesen feierlichen Ansprachen ertönte das Kommando des Werftdirektors über das Schiff:
"Hol nieder die Werftflagge!"
und dann "Heißt Reedereiflagge!"
worauf der eingerollte PRAKLA-Wimpel hochgezogen wurde, der sich dann auf einen Ruck an der Reißleine im Winde entfaltete.

Ein dreifaches "Hipp-Hipp-Hurra " auf die Reederei beschloß diese eindrucksvolle Obergabefeier.

Nach dem einfachen Mittagsmahl genossen noch alle Teilnehmer die schöne Rückfahrt auf der Weser, wo bei das ruhige Laufen des Schiffes als sehr angenehm empfunden wurde. Der späte Nachmittag sah das Schiff wieder in Elsfleth, wo bereits einige Reporter von "Radio Bremen" das Schiff erwarteten, um eine Reportage aufzunehmen, die dann am folgenden Tag abends gebracht wurde.

In dieser Reportage kamen noch einmal Herr Direktor Behrendt und Herr Dr. Zettel zu Wort, die, unterstützt durch die kluge n Fragen des Reporters, Einzelheiten aus der Geschichte des Schiffes, der PRAKLA und unseren Meßaufgaben brachten.

P. Vetterlein