PRAKLA-SEISMOS Report 2 / 1975  
 

Die Zeitfalle

Sinnvolle Zeiteinteilung und Zeitnutzung.
Von R. Alec Mackenzie, USA. 168 Seiten, geb. DM 28.übersetzung: U. Räneke, Heidelberg

R. Alec Mackenzie, Managementberater und Trainer am amerikanische "Institute for Leadership", ist in seiner langjährigen Tätigkeit zur Erkenntnis gekommen, daß das Problem "Zeit" lediglich eine Frage richtiger Arbeitstechniken und sinnvoller Zeiteinteilung ist. In seinem Buch entlarvt er über 100 Zeitfallen. So nennt er die Störfaktoren, die bewirken, daß sich z. B. die tariflich verankerte 40Stunden-Woche für den Manager u. U. zu einem 60-bis 80-Stunden-Monster aufbläht.

Mit einer Fülle von Rezepten gegen das Heer der Störfaktoren unternimmt Mackenzie den Versuch, allen Lernwilligen den Weg zur Zeitersparnis zu zeigen. Sein Buch bietet jedermann die Möglichkeit, im Selbsttraining Herr seiner Zeit zu werden. Die Vorschläge sind praxisorientiert und leicht nachvollziehbar.

Das Buch ist selbstverständlich auch für das Topmanagement interessant, es wendet sich aber vor allem an diejenigen in den " unteren Rängen", die Verantwortung tragen und gezwungen sind, zu organisieren und zu delegieren. Es werden viele Anregungen zur Verbesserung der Arbeitsmethoden bzw. ihrer Effektivität gegeben. Mehr Leistung durch weniger Anstrengung ist die kurze Formel, auf die der Inhalt dieses Buches gebracht werden kann. Gerade in unserer Firma ist das behandelte Thema so hochaktuell, weil sie infolge ihrer Struktur, d. h. durch die Aufteilung in viele, fast selbständig arbeitende, Einheiten so viele Mitarbeiter hat, für die die Lektüre dieses Buches hohen Gewinn bringen kann.

Wir ersparen uns die trockene Aufzählung der einzelnen Zeitfallen und geben dafür lieber einige Text-Kostproben. Der Leser dieses wirklich guten Buches wird oft schmunzeln könnenn aber wahrscheinlich noch öfter recht nachdenklich werden.

Und nun die Textproben:
• "Lernen Sie, Prioritäten zu setzen und sich auf jeweils ein Problem zu konzentrieren."

• "Lassen Sie sich nicht dadurch lähmen, perfekt sein zu wollen. Wenn Sie alles immer wieder von neuem tun, bis Sie glauben, es perfekt gemacht zu haben, werden Sie schließlich keine einzige Arbeit abschließen.

• Verlieren Sie nicht wertvolle Arbeitsstunden, indem Sie von einer Arbeit zur anderen springen. Schließen Sie die Arbeit, die gerade vor Ihnen liegt, ab, selbst wenn dies heißt, daß Sie noch einen Teil Ihrer Mittagspause darauf verwenden müssen. Eine Aufgabe in einem Durchgang zu vollenden, bedeutet einen großen Zeitgewinn, weil Sie sich nicht wieder von neuem in die Tatsachen der' Situation einarbeiten und verloren gegangene Fäden wieder auffinden müssen, wie das bei einem zweiten Anlauf notwendig wäre."

• "Das Planungsblatt ist, einfach gesagt, ein Mittel zur Organisation des eigenen Denkens und Planens, alles an einem Ort, mit dem geringsten Zeitaufwand und einem Höchstgrad an Sorgfalt zu erledigen. Selbst bevor er den Gebrauch dieses Hilfsmittels vollkommen beherrscht, wird der "Verantwortliche" feststellen, daß er eine größere Menge von Arbeit leicht und effizient ohne Hast und Druck erledigt. Da sich die Schulung in dieser Technik auf alle Management-Ebenen bezieht, muß der Nutzen für den einzelnen, für den Ruf seiner Abteilung und für eine gewinnbringende Tätigkeit des Unternehmens einfach selbstverständlich sein.

Das Planungsformular paßt auf jede Arbeit, bei der mehr als eine Funktion zu erfüllen ist. Der einzige, der keine Verwendung dafür hat, ist der Mann am Fließband."

• "Webster" teilt die Aktennotizen in verschiedene Sorten ein. Da sind einmal die zur Arbeitsverzögerung bestimmten (eine Notiz, in der steht, daß Sie handeln werden, ermöglicht es Ihnen, längere Zeit mit ruhigem Gewissen nichts zu tun), dann die Aktennotizen zum Beweis Ihrer Tüchtigkeit (in Bezug auf meine Aktennotiz vom 1. vorigen Monats - ich weiß, was drinsteht, wir wollen doch mal sehen, ob Sie sie wiederfinden), des weiteren die ,militante' Aktennotiz (das Schreiben des sanftmütigen kleinen Mannes, der Angst hat, seine Bitte persönlich vorzubringen), die anklagende Notiz, die für die Akten geschrieben wird (wenn der Empfänger antwortet, was Stunden dauern wird, kann der Absender den Empfang der Antwort immer bestreiten, und wenn er nicht antwortet, hat ihn der Aktennotizschreiber ein für allemal in seinen Unterlagen festgelegt), die Status-Aktennotiz (Bürodirektor Sowieso -Die letzte Idiotie ist es, zwei eigene Büros miteinander korrespondieren zu lassen), und schließlich die ,SehenSie-wie-schwer-ich-arbeite-Aktennotiz' (der unsichere Untergebene überschwemmt den Schreibtisch seines Vorgesetzten oft wie mit Konfetti, und es ist wahrscheinlich, daß er mehr Zeit mit dem Erzählen über seine Arbeit als mit seiner eigentlichen Arbeit verbringt)."

• "Es ist eine Ironie des Schicksals, daß das Telefon als eines der effektivsten Instrumente zum Zeitsparen auch eine der größten Zeitfallen darstellt. Wie gleitet einem dieses Instrument der Effizienz aus der Hand? Wie kommt es, daß sich viele Menschen zu Sklaven und nicht zu Herren ihres Telefons machen lassen?"

Entscheidungen müssen auf der niedrigstmöglichen Ebene getroffen werden, damit das Management an der Spitze effektiv bleiben kann."

• "Der Pastor einer Kirche ließ seine Gemeinde eines Tages über folgendes nachdenken - Ich bin mein ganzes Leben lang nie pünktlich gewesen, und kürzlich hat mir Gott gezeigt, warum. Es ist Arroganz -ganz einfach Arroganz. Ich halte mich für wichtig, darum sollten die anderen froh sein, daß ich überhaupt komme - Er stellte diesen Punkt so eindrucksvoll dar, daß er sich selbst als Beispiel nahm. Zweifellos identifizierten sich viele seiner Zuhörer mit ihm."

Soweit die Zitate. Wahrscheinlich ist die Lektüre in der Originalsprache noch reizvoller als in der übersetzung, die nicht immer ganz gelungen zu sein scheint vor allem im ersten Teil des Buches. Aber auch so wird der Nutzen für den Leser ein großer sein.

R. Köhler
Der neue Wübbenhorst

Falls jemand ein Haus bauen will - und bei einigermaßen gesicherten finanziellen Grundlagen des Bauherrn sind die Bedingungen dafür gerade jetzt (Rezession in der Bauwirtschaft) nicht gar zu ungünstig, sollte sich vor diesem Wagnis -ein solches bleibt es immer -gründlichst informieren.

Gelegenheit zu einer allumfassenden Information über alles was mit dem "Abenteuer" Hausbau auch nur irgendwie zusammenhängt, gibt das neu erschienene Buch:

"Der neue Wübbenhorst"

in seiner 66. Auflage, Halbl. 37,50 DM, Verlag Fritz Wübbenhorst, 29 Oldenburg (Oldb), Bismarckstraße 12.

Die vielen einschlägigen Gesetze, Verordnungen, Erlasse, Bestimmungen werden leicht verständlich erläutert, die Gesamtkosten und alle Gebühren lückenlos genannt, alle Möglichkeiten der Finanzierung aufgezeigt, viele guten Ratschläge und Beispiele gegeben, Steuerfragen erläutert (die seit 1. 1. 75 gültige Steuerreform ist berücksichtigt) Begriffsbestimmungen definiert usw.

Wenn schon ein Haus gekauft oder gebaut werden soll, dann dürfte man durch die Lektüre dieses Buches sicher eine Menge Ärger und Geld sparen.


Hilfen für das Alter

Die Probleme des Alterns und des Altseins werden in den nächsten Jahrzehnten diejenigen von uns betreffen, die jetzt noch im Arbeitsleben stehen. Deshalb werden immer mehr Stimmen laut, die Hilfen für die Vorbereitung auf das Alter und für den alten Menschen selbst fordern. Ihnen hat die Gesellschaft mehr als bisher durch Einrichtungen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, Hilfestellung zu leisten, so daß das Alter nicht ein Lebensabschnitt der Resignation, sondern der vollen Nutzung der verbliebenen geistigen und körperlichen Kräfte wird. Diese Feststellung hat der letzte Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes getroffen.

Auf vielen Gebieten müssen bessere Lösungen gefunden werden, um alte Menschen nicht weiter zu benachteiligen und der Einsamkeit preiszugeben. Ein Hobby allein, ein Bastelnachmittag oder ein Dia-Vortrag einmal in der Woche in einem der Altenklubs, die gewiß eine gute Einrichtung zur Freizeitverkürzung sind, genügen längst nicht, um den dritten Lebensabschnitt sinnvoll zu gestalten. Umdenken ist notwendige Voraussetzung. Schon der Name Altenheim stört viele. Die Alten wollen nicht als Kranke gelten, nicht bemuttert werden. Der häufig noch übliche "Na-wie-gehts-uns-denn-heute-Oma?"-Ton muß weg. Ältere Menschen brauchen kein Mitleid, sondern Anerkennung, sie brauchen Betätigung und Bestätigung.

Einiges ist in den letzten Jahren getan worden. Zum Beispiel organisieren vor allem Wohlfahrtsverbände "Essen auf Rädern" für Alleinstehende, den Wäschedienst, fahrbare Bibliotheken, Haus-und Krankenpflege. Aber es fehlt noch viel. Dem alten Menschen muß geholfen werden, in der eigenen Wohnung so lange wie möglich leben zu dürfen. Aber es mangelt an altersgerechten Wohnungen mit Notrufanlage, rutschfesten Fußböden, ohne Türschwellen, technischen Hilfen in der Küche, Haltegriffen im Bad, altersgerechten Möbeln. Leistungs - und begabungsgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten für Ältere sind bei uns - im Gegensatz zu anderen Ländern - sträflich vernachlässigt worden. England verfügt über 193 Werkstätten für Pensionäre. Im belgischen "Klub des dritten Alters" bietet ein Werk Hobbykurse an. Und die skandinavischen Länder sind uns, was Altenheime und -wohnungen angeht, seit langem haushoch überlegen.

Auch die wissenschaftliche Altersforschung ist bei uns schon lange überfällig. Daß die Vorbeugung gegen Alterskrankheiten bereits in früher Jugend beginnen muß, ahnen nur wenige. "Heere von Invaliden wachsen heran", schrieb die Münchner Ärztezeitschrift "Selecta", die sich durch Unwissenheit, Trägheit, Schlemmerei, Undiszipliniertheit oft selbst zum gesundheitlichen Wrack gemacht haben".
Die Kunst der Ärzte verlängert das Leben. Aber das ist nur sinnvoll, wenn das Hauptziel der Altersforschung erreicht wird, wie es der Nobelpreisträger Alexis Kareil beschreibt: "Langlebigkeit ist nur dann wünschenswert, wenn sie die Dauer der Jugend und nicht die Dauer des Alters verlängert".

Entnommen aus den WZ·lnformationen 11 174 der Bundespressestelle des Deutschen Gewerkschaftsbundes