PRAKLA-SEISMOS Report 3 / 1972  
 
Peru    
 

Peru machte in diesem Jahr auf unserem Arbeitsgebiet Schlagzeilen. Die Nachrichten, die über den großen Teich zu uns kamen, waren so sensationell, daß sich sogar zwei Illustrierte ihrer annahmen und in bekannter Manier große Reportagen aufmachten.

Sachlich haben wir bereits kurz im Report 1/72 über die blfunde in Peru berichtet, die aufgrund der Messungen unserer zwei Reflexionstrupps gemacht wurden. Inzwischen ist bereits eine dritte Bohrung fündig geworden.

Unser Mitarbeiter, Trupp/eiter Heitland, hat uns vor einigen W ochen in der Zentrale Hannover besucht und dabei Negativ-Bildmaterial vorgezeigt, das uns in helle Begeisterung versetzte. Wir haben einige dieser Bilder angefordert und außerdem Dr. W. Aßmann, den Leiter des anderen Trupps, gebeten, einen kurzen Bericht über Peru zu schreiben. Der Bericht kann als Untermalung der wirklich ausgezeichneten Bilder angesehen werden, die einen treffenden Eindruck der Schwierigkeiten unserer Leute bei den Meßarbeiten im Urwald vermitteln. Für den nächsten Report 4/72 ist uns ein kleiner humorvoller Artikel über Peru angekündigt worden. W ir freuen uns darauf.

 

Doch lassen wir erst einmal Dr. W. Aßmann zu Wort kommen:

"Heißt es nicht Eulen nach Athen tragen, hier noch etwas über die Arbeiten unserer Firma in Peru berichten zu wollen? Ist doch in den letzten Wochen viel Interessantes über uns in deutschen Zeitschriften erschienen! Einiges war durchaus neu -sogar für uns! Selbst das Fernsehen weiß zu berichten, daß wir viel Sprengstoff benötigen, um die dicken Bäume fortzusprengen, die uns hier überall im Wege stehen.

Vielleicht können wir aber mit einigen nichtgestellten Photos und einigen technischen Informationen das PeruBild abrunden helfen.

Wir arbeiten für PETROPERU, die junge und sehr dynamische Ölgesellschaft; sie ging aus der IPC (International Petroleum Company, Tochtergesellschaft der STANDARD OlL COMPANY OF NEW JERSEY) hervor, die 1968 nationalisiert wurde.

Aufschlußbohrung Pavayacu  Aufschlußbohrung Pavayacu
Vermessen der Profiltrasse Topograph Javier Gomez de la Torre bei seiner schwierigen Arbeit   Niederbringen eines Schußbohrloches, Tiefe meistens 16 m

PETROPERU erhielt vom Staat große Konzessionen im Amazonasgebiet und beschäftigt dort inzwischen drei seimische Trupps und zwei Tiefbohrgeräte. Die ersten drei Pionierbohrungen wurden fündig, was einen Run der internationalen Konzerne auf das peru anische Maranon-Becken auslöste. Mit einigen von ihnen hat PETROPERU sehr moderne Erschließungsverträge abgeschlossen. Konzessionen alter Art gibt es nicht mehr.

Die neuen Vertragspartner haben mit der seismischen Vermessung bereits begonnen. Zur Zeit arbeiten hier 15 Trupps, davon zwei Flachwassertrupps, von denen einer mit Airgun und Satelliten-Navigationsanlage ausgerüstet ist. Bis zum Ende des Jahres werden sicherlich noch einige hinzukommen. Eine rasante Entwicklung, wenn man bedenkt, daß wir im Januar 1971 die ersten waren!

Das Meßgebiet, das unsere beiden Trupps zu bearbeiten haben, ist 250 km lang und 200 km breit. Es besteht ausschließlich aus jungfräulichem Urwald, der von wenigen Flüssen durchzogen wird. Die einzelnen Arbeitsgruppen sind über das gesamte Gebiet, das etwa der Größe Niedersachsens entspricht, verteilt. Man kann sich vorstellen, welch große Transport-und Organisationsprobleme dies aufwirft!

Auslegen der Geophone Auslegen der Geophone  

Leider stehen uns moderne Flußschiffe und Hausboote, an die sich unsere alten ,Brasilianer' noch gut erinnern werden, nicht zur Verfügung. Wir sind auf die hier zusammengenagelten Holzboote angewiesen, also praktisch auf Einbäume, denen man rechts und links ein paar Bretter aufgesetzt hat; dazu hat man sie mit einem Dach aus Palmenblättern versehen. Für eilige Reisen stehen kleine Aluminiumboote zur Verfügung; sie erreichen Geschwindigkeiten von 50 km/h, dabei verbrauchen sie allerdings 40 I Benzin pro Stunde.

Einziges technisches Hilfsmittel sind neben den bewährten Wasserpumpen und Feuerweh rschläuchen die Außenbordmotore. Wir haben hier über 100 davon, und zwar verschiedenster Typen, und wir haben unsere liebe Not, rechtzeitig genügend Ersatzteile heranzuschaffen.

Besonderen Anteil am Erfolg der Trupps haben unsere 840 peruanischen Arbeiter. Mit ihren Macheten, Äxten und Tragegurten leisten sie Unglaubliches! Ohne diese Männer wäre eine Exploration in diesem Urwald nicht durchführbar. Es ist nicht immer möglich, sie pünktlich zu entlohnen oder nach 6 Monaten Dschungel auf Urlaub zu schicken. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln, Ausrüstung und Post stockt manchmal. Trotzdem hat es noch nie ernsthafte Schwierigkeiten gegeben.

Angenehm überrascht sind wir immer wieder von der Robustheit unserer seismischen Apparatur. Sie wird durch das unglaublichste Gelände geschleppt. Wenn sie dabei auch einmal ins Wasser fällt, so ist es unseren fünf Meßtechnikern noch immer gelungen, sie in kürzester Frist wieder in Gang zu bringen, selbst wenn das Wasser literweise aus dem Instrumentenkoffer fließt.

Meßtecllniker Hagen mit der tragbaren Apparatur auf Meßstation Meßtecllniker Hagen mit der tragbaren Apparatur auf Meßstation

Ein paar technische Daten für den interessierten Seismiker:

Wir benutzen auf allen Linien den relativ großen Geophonabstand von 100 m. Es gibt sogar überlegungen, auf 120 m zu gehen. Mit einer 6fach-überdeckung erzielen wir hervorragende und gut zu interpretierende Sektionen. Die monatliche Leistung liegt im Durchschnitt zwischen 60 und 70 km pro Trupp. Man soll ja bekanntlich sein Licht nicht unter den Scheffel stellen und deshalb sei uns nach dem Motto: Tue Gutes und rede darüber! -in aller Bescheidenheit eine Bemerkung erlaubt: In unserer Nachbarschaft arbeiten Trupps anderer Gesellschaften, die trotz des Einsatzes von Hubschraubern unsere Leistung nicht erreichen. Die Kosten pro Meß-Kilometer sind denn auch für PETROPERU tragbar, trotz der großen Zahl der eingesetzten Arbeiter.

Hoffen wir, daß unsere Gesellschaft weiterhin mithelfen darf, die großen Aufgaben, vor die sich der Staat Peru gesteilt sieht, zu bewältigen."

Die einzige Kommunikationsmöglichkeit:
H. Bernhardt beim Funken im Verwaltungsbüro

  Die einzige Kommunikationsmöglichkeit: H. Bernhardt beim Funken im Verwaltungsbüro
Markieren der Schußpunktnummer Markieren der Schußpunktnummer
Der Gang zum 'Häuschen' Der Gang zum "Häuschen"    Das große Auswertebüro Intuto mit unseren Mitarbeitern Bialk, Eggers und einem peruanischen Helfer Das große Auswertebüro Intuto mit unseren Mitarbeitern Bialk, Eggers und einem peruanischen Helfer
Das Camp   Das Camp
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Der Verschlußkopf der ersten fündigen Bohrung Der Verschlußkopf der ersten fündigen Bohrung