PRAKLA-SEISMOS Report 2 / 1972  
 
Dr. H. W. Maaß
60 Jahre
  Dr. H. W. Maaß
Vortragssaal
Am 13.Juli 1972 feierte unser Geschäftsführer Dr. H. W. Maaß seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlaß lud unsere Gesellschaft Wissenschaftler aus der Industrie, von Universitäten und verschiedenen Behörden am 14. Juli 1972 zu einem Vortrag ein, den Dr. Th. Krey in der für diesen Zweck in einen Vortragssaal umgewandelten Kantine hielt. Das Thema dieses Vortrages war die Vibroseistechnik, deren Einführung in unsere Gesellschaft vor allem der Initiative von Dr. Maaß zu verdanken ist.

Vorher hatte Dr. H.-J. Trappe den Jubilar durch eine Ansprache geehrt, in der seine großen Verdienste um die Entwicklung von Geräten und Verfahren für die angewandte Geophysik gewürdigt wurden :

Bereits ab 1946 arbeitete der Jubilar bei der Instandsetzung von Geräten mit, die aus den Kriegswirren gerettet worden waren und die im Jahre 1947 die Wiederaufnahme deI' Meßtätigkeit ermöglichten.

Die freie Mitarbeit bei PRAKLA dauerte bis 1950 an. Sie wurde infolge des ständigen Wachstums der PRAKLA dann allerdings so umfangreich, daß Dr. Maaß seine Assistententätigkeit am Institut für Hochfrequenztechnik an der T. H. Hannover aufgeben mußte, um seine Arbeitskraft als Leiter der technischen Abteilung der PRAKLA voll zur Verfügung zu stellen.

Für den Geschäftsbereich Technik wurde Dr. Maaß ab 1958 stellvertretender Geschäftsführer. Er sorgte dafür, daß die technischen Werkstätten und Entwicklungslabors eine ihrer Bedeutung entsprechende Unterkunft in unserem großen Neubau in der Eupener Straße erhielten.

Ab 1969 ist Dr. Maaß Technischer Geschäftsführer der PRAKLA-SEISMOS GMBH.

Das von Dr. Maaß seit 1946 bewältigte Arbeitspensum läßt sich am besten beurteilen, wenn einige Daten in chronologischer Folge erwähnt werden, die für die Entwicklung unserer Gesellschaft von besonderer Bedeutung waren.

  On the 13th of July 1972 our Vice President Dr. H. W. Maass celebrated his 60th birthday. For the occasion our company invited on the next day scientists from industry, universities, and from various authorities, to hear a paper given by Dr. Th. Krey. The subject of the lecture was the VIBROSEIS* technique, the introduction of which into our company was due to Dr. Maass initiative.

Earlier Dr. H.-J. Trappe honoured Dr. Maass in a speech paying tribute to the services Dr. Maass rendered to the development of instruments and methods for applied geophysics:

In 1946 Dr. Maass had already begun to work on reconditioning instruments salvaged from the chaos of war. With these instruments the resumption of surveying became possible in 1947.

Dr. H. J. TrappedummyDr. Th. Krey
hielt die Laudatiodummyhielt den Festvortrag
Dr. H. J. Trappe   Dr. Th. Krey

This freelance work at PRAKLA lasted until 1950. By then it had become so extensive, due to the continual growth of PRAKLA, that Dr. Maass had to give up his assistantship in the Institut für Hochfrequenztechnik at the Technische Hochschule Hannover, in order to be able to work full time in his position as leader of the PRAKLA technical department.

Dr. Maass was made Assistant Vice President of PRAKLA's technical department in 1958. He took care to give the technical workshops and development laboratories accomodation related to their significance in the large new Eupener Straße building.

Since 1969 Dr. Maass has been the Technical Vice President of PRAKLA-SEISMOS GMBH.

The quantity of work which Dr. Maass has accomplished since 1946 can be judged best, when a few data of special importance for the development of our company are given in chronological order.


Arbeitsgebiete,
bei deren Einführung Dr. H. W. Maaß
mitverantwortlich war


 
1951 Reflexionsseismische Seemessungen
1957 Analoge seismische Abspielungen
1959 Aerogeophysik
1961 Rechenzentrum in der Planckstraße Nr. 7 mit dem Rechner Elliot 803 B, bereits damals Migration von seismischen Leithorizonten mit dem Programm SLZ 3
1963 VIBROSEIS-Messungen, erstmalig durch eine nicht amerikanische Firma
1963 Durchschallungsmessungen, Echo-Log
1969 Verkauf von selbstentwickelten Geräten und Systemen.

Nun könnten wir in ähnlicher chronologischer Darstellung noch die Einführung neuer Technologien behandeln. Dieses Kapitel würde jedoch sehr umfangreich werden, wollten wir alles erwähnen, was für die Entwicklung unserer Gesellschaft von Bedeutung war. Wir beschränken uns deshalb nur auf die allerwichtigsten Daten.

Bis 1956 baute Dr. Maaß mit Hilfe seiner Mitarbeiter eigene seismische Verstärker, die zu jener Zeit dem Standard der amerikanischen Apparaturen entsprachen. Dann wurden die auf dem Markt befindlichen amerikanischen Apparaturen durch Eigenentwicklungen ergänzt, bis aus Zweckmäßigkeitsgründen ab 1966 nur noch amerikanische Digitalapparaturen verwendet wurden.

Auch bei den seismischen Magnetband-Systemen steckte Dr. Maaß eigene Ideen in die Entwicklung. Hier muß vor allem erwähnt werden, daß der erste volltransistorisierte seismische Magnetband-Rekorder mit Frequenzmodulation in den Labors der PRAKLA gebaut und mit Erfolg im Gelände eingesetzt wurde.

Bei den seismischen Datenverarbeitungssystemen werden die Ei'genentwicklungen SEIKA, DOLA und SIMA unseren Mitarbeitern noch in sehr guter Erinnerung sein. Diese analogen Anlagen wurden später durch ein ebenfalls in unseren Werkstätten entwickeltes digitales Aufzeichnungsgerät, den Digitalprofilografen, abgelöst. Dieses Gerät wird weiter ausgebaut, so daß es auch für nichtseismische Zwecke verwendet werden kann.

Viel zu berichten wäre auch über Eigenentwicklungen von Instrumenten und Systemen für See-und Luftmessungen. Die Seeseismik war immer ein Lieblingskind von Dr. Maaß, in die er und seine Mitarbeiter sehr viel Entwicklungsarbeit steckten. Ihre vorläufige Krönung fand diese Arbeit in der Meß-und Navigationsausrüstung unseres Schiffes PROSPEKTA, das zu den modernsten Schiffen dieser Art auf den Weltmeeren gehört.

Aber auch die Aerogeophysik wurde durch Eigenentwicklungen auf einen Höchststand in Ausrüstung und Methoden gebracht. Hier muß erwähnt werden, daß ab 1964 eigene Datenerfassungssysteme für Meßflugzeuge eingesetzt wurden, die erstmals in der praktischen Geophysik eine lückenlose Datenverarbeitung vom Messen bis zur graphischen Darstellung ermöglichten.

  New fields introduced by initiative of Dr. Maass
1951 Marine seismic reflection surveys,
1957 Analog seismic playbacks.
1959 Aero-geophysics.
1961 Computer centre in Plankstrasse 7, with the Elli" 803 B computer, - then already carrying out migration of seismic marker horizons with the SLZ 3 programm.
1963 VIBROSEIS surveys, for the first time by a nonAmerican company.
1963 Acoustic transmission surveying -Echo log.
1969 Sale of instruments and systems developed in our own laboratories.

We could deal with the introduction of new technologies in similar chronological order. This chapter would become very extensive if we were to mention everything of importance for the development of our company. We will therefore limit ourselves to the most significant data of all.

Until 1956 Dr. Maass built seismic amplifiers which were of the same standard as the American instruments of that time, with the help of his qualified colleagues. The American instruments then on the market were added to by our own developments, until, for expediency, since 1966 only American digital instruments have been used.

Dr. Maass also put his own ideas into the development of seismic magnetic tape systems. Here must be especially mentioned that the first fully transistorized seismic magnetic tape recorder with frequency modulation was built in the PRAKLA laboratories and was used whith success in the field.

In seismic data processing systems the internal development of SEIKA, DOLA and SIMA by our staff can still be remembered. This basic analog equipment was later replaced by a digital plotter, the digital profilograph, which was, also developed in our laboratories. This unit will be further improved, so that it can be used for non-seismic purposes as weil.

Dr. H. W. Maaß feiert seinen 60. Geburtstag (1)
Dr. H. W. Maaß feiert seinen 60. Geburtstag (2)   Dr. H. W. Maaß feiert seinen 60. Geburtstag (3)
Dr. H. W. Maaß feiert seinen 60. Geburtstag (4)

Abschließend sei die Radionavigation erwähnt, auf deren Entwicklung Dr. Maaß ebenfalls Einfluß genommen hat. Das ANA-Verfahren mit Atomuhrsteuerung und seine Weiterentwicklung zum Radio-ANA ist ein beachtlicher Fortschritt in der modernen Ortungstechnik, speziell in der angewandten Geophysik.

Zusammenfassend darf gesagt werden, daß die jetzige Stellung von PRAKLA-SEISMOS in der Spitzengruppe der geophysikalischen Weltfirmen zu einem wesentlichen Teil der ständigen Initiative bei Einsatz, Ausbau und Entwicklung von Meßgeräten und Methoden durch H. W. Maaß zu verdanken ist.

Im Anschluß an den Festvortrag dankte der Jubilar für die Ehrungen, die ihm zu Teil geworden waren. Er wies darauf hin, daß ihn die vielen Leistungen, die ihm zugeschrieben wurden, recht verlegen gemacht hätten und daß er sie, ohne seinen Experten-Mitarbeiter-Stab, nicht hätte lösen können.

Er dankte weiter dem Aufsichtsrat und vor allem dessen anwesendem Vorsitzenden, Ministerialrat Dr. Lauffs, die ihm bei den Belangen der technischen Weiterentwicklung und ihrer Finanzierung immer sehr viel Verständnis gezeigt hätten.

Weiter bedankte sich Dr. Maaß zum Schluß bei Dr. Th. Krey für den wissenschaftlichen Vortrag, der dieser Veranstaltung den besonderen Rahmen gegeben hatte.

Nun ging Dr. Maaß auf seine 25jährige Tätigkeit bei PRAKLA-SEISMOS ein:

,,60 Jahre mit zwei Weltkriegen durchstehen zu können, verdankt man zu allererst dem lieben Gott und der treusorgenden Ehefrau. Aber nicht dies ist ja das heutige Thema, sondern meine 25 jährige Tätigkeit bei PRAKLA.

Die wichtigsten Entscheidungen im Leben sind die Wahl des Berufs und der Ehefrau -und beide sind meist vom Zufall geprägt, was bei mir vor allem für die Berufswahl zutrifft -oder ist es nicht ein schicksalshafter Zufall zu nennen, wenn sich nach dem Kriege in ein zerbombtes Gebäude Am Kleinen Felde sowohl das Hochfrequenzinstitut als auch die PRAKLA einnisteten und ein gewisser Dr.Zettel zu mir kam, um aus bäuerlichen Heuhaufen gerettete Verstärker mit dem Testsummer prüfen zu lassen?

Obwohl ich bereits am Geophysikalischen Institut der Deutschen Universität in Prag mit der Geophysik Bekanntschaft gemacht hatte, sah ich mein Berufsziel in der Hochfrequenztechnik und der Elektronik. Der zufällige und dann immer enger werdende Kontakt mit der angewandten Seismik durch die PRAKLA zeigte mir jedoch eine Aufgabe, die mich reizte.

Meine endgültige Entscheidung traf ich, als wir 1'948/49 mit der amerikanischen Herausforderung konfrontiert wurden. Wir waren überrascht, mit welch hohem elektronischem Aufwand die Amerikaner angewandte Geophysik trieben und wie groß der Abstand zu unserer damaligen Technik war. Diese amerikanische Herausforderung anzunehmen und sie ständig zu beantworten, schien mir ein wirklich lohnendes Ziel zu sein. Wir begegnen ihr heute vor allem durch unsere Akribie und hochgezüchtete Qualität der Arbeit und sehen darin auch in Zukunft unsere Chance.

Gestern erreichte mich ein netter Brief von einem meiner alten Techniker, in dem er mich mit dem guten Geist Manitu verglich. Sicher ist dies eine romantische übertreibung, aber vielleicht gründet sie sich auf mein ständiges Bemühen, Machthungerige zu bremsen und tüchtige, aber bescheidene Mitarbeiter, die von sich aus niemals Forderungen stellen, zu fördern. Es war mir immer ein großes Vergnügen, Talente zu entdecken und aufzubauen.

Zum Schluß möchte ich mir wünschen, daß die schöne Zusammenarbeit hier im Hause und mit den Auftraggebern in den nächsten fünf Jahren anhält. In diesen nächsten fünf Jahren werden wir noch viele Probleme bewältigen müssen. Wi r brauchen nur die letzten zehn Jahre zu betrachten, um festzustellen, daß wir die meisten Dinge, die uns heute selbstverständlich sind, vor zehn Jahren noch gar nicht kannten. Und da sich das Entwicklungstempo ständig beschleunigt, glaube ich auch, daß nach den kommenden fünf Jahren vieles selbstverständlich sein wird, was uns heute noch unbekannt ist. Auch dieses ist eine Herausforderung, der wir begegnen müssen und die uns, so meine ich, jung und frisch erhalten sollte.

 

We could also say a lot about our development of instruments and systems for marine and air-borne surveying.

Marine seismics was always a favourite subject for Dr. Maass, and he and his colleagues invested a lot of development work in it. The highest point reached so far in this work is the surveying and navigational equipment on our survey ship PROSPEKTA, which is one of the most modern ships of its kind at sea.

Aero geophysics also reached a high standard of equipment and methods. Mention must here be made of the introduction since 1964 of our data aequisition system for surveying aircraft which made possible for the first time in applied geophysics the data proeessing without gaps, from surveying to graphie display.

Finally, a word about radio navigation, the development of which was also influenced by Dr. Maass. The ANA method with atomic frequency standard contral, and its further development to Radio ANA, is a noteworthy advance in modern positioning techniques, specially in applied geophysics.

Summarizing, we can say that PRAKLA-SEISMOS' present position in the topmost group of geophysical companies is to a large extent due to Dr. Maass continuing initiative in innovations, development and construction of instruments and methods.

After the paper Dr. Maass expressed his thanks for the esteem shown to hirn. He pointed out that the numerous achievements which had been attributed to hirn were quite embarassing, and that he would not have been able to carry them out without his team of experts.

He went on to thank the board of directors, and particularly the chairman Ministerialrat Dr. Lauffs, who was present, and who had always shown much understanding for technical development and its financing. Finally Dr. Maass thanked Dr. Th. Krey for the scientific paper which had given the occasion its special scope. Then Dr. Maass spoke about the 25 years he had worked at PRAKLA-SEISMOS.

"When one has been able to survive two world wars, first thanks are due to God and to a faithful wife. This is, however, not todays topic, wheras my 25 years' work at PRAKLA is.

The most important decisions in life are choosing a career, and choosing a wife. Both are mostly affected by chance in my case my choice of career especially. Or can we not call it an accident of fate when the Hochfrequenzinstitut as weil as PRAKLA settled in a bombed building, 'Am Kleinen Felde', after the war, and when a certain Dr. Zettel asked me to examine with the test oszillator seismic amplifiers saved from a hay-rick?

Although I had already become acquainted with geophysics at the geophysical institute at the Deutsche Universität at Prag I saw my professional goal in high frequency techniques and electronics. The contact, at first occasional and then becoming increasingly elose, with applied seismics through PRAKLA, showed me a field which stimulated me.

I made my final decision when we were confronted with the American challenge in 1948/49. We were surprised by the high standard of electronic equipment the Americans put into applied geophysics, and how big the difference was from our techniques at that time. To accept this American challenge, and to meet it, seemed to be a really worthwhile job to me. Today we meet it chiefly by the accuracy and the extremely high quality of our work. We see this too as our chance for the future.

Yesterday I received a kind letter from one of my former technicians, in which he compared me to the good spirit of Manitu. This is surely a romantic exaggeration, but perhaps it is based on my constant efforts to encourage efficient but modest colleagues who would never make any demands by themselves, and also to apply the brakes to those hungering for power. It has always been a great pleasure for me to discover and encourage talent.

Finally I should like to wish that the good spirit of cooperation in this company and with our clients will continue over the next five years. In these next five years we will still have a lot of problems to overcome. We only have to look back 10 years to see that the things which are now self evident were then quite unknown. And as the speed of development accellerates continuously I believe the next 5 years will make us familiar with many things which we do not know today. This too is achallenge which we have to meet, and I think it should keep us young and fresh.