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VS EXPLORA zum dritten Mal in der Antarktis
PRAKLA-SEISMOS Report 4 / 82

VS EXPLORA in der Antarktis
Von den beiden ersten Fahrten haben wir in den REPORT Heften 2/78 und 4/80 'bunt' und ausführlich berichtet. W. Krause leitete und beschrieb die Reise ins Weddel-Meer, G. Müller und H. Wichels erzählten von ihren Erlebnissen bei der Fahrt ins Ross-Meer. Als Auftraggeber beider Expeditionen fungierte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Die jüngste Reise, über die G. Müller im folgenden berichtet, begann am 28.November 1981 in Rendsburg und endete am 21.Februar 1982 in Bluff, Neuseeland. Auftraggeber war diesmal das Institut Francais du Petrole (IFP), und der Auftrag lie8 sich umschreiben mit: geophysikalische Messungen im Dumont d'Urville Meer und im Ross-Meer. Das gemeinsame und integrierende Element aller drei Expeditionen aber war in der Person von Kapitän H. Wichels zu suchen, der die eiserprobte EXPLORA auch diesmal ohne Havarie durch alle Fährnisse steuerte.
Die Fotos stammen von R.D. Harms, G. Müller und K. Nazemi.


Am 28.November 1981 lief die EXPLORA aus Rendsburg aus, vollbeladen mit Nachschubgütern für unsere Flachwasser-Einheiten in ägyptischen Gewässern und natürlich ausgerüstet mit allem Nötigsten für den Antarktis-Auftrag. Nordsee und Mittelmeer zeigten sich Schiff und Besatzung gegenüber von ihrer unwirtlichsten Seite. Der Trockenkopierer ging zu Bruch, ein Magnetbandlaufwerk trug Schäden davon ...

Im Golf von Suez. -
Man hatte die EXPLORA mit Sehnsucht erwartet: Die HORMELAND, SEA INVESTIGATOR, GISELA und THERESA gingen längsseits und holten sich, worauf sie Anspruch hatten. Am 4.12.1981 setzte die EXPLORA die Reise fort, querte den Indischen Ozean, und auf den Tag genau einen Monat später ankerte sie in Hobart, Hauptstadt und Haupthafen der Insel Tasmanien südlich von Australien.

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Die PRAKLA-SEISMOS-Mannschaft war einen Tag vorher, am 3.Januar 1982, eingeflogen worden. Jetzt ging es an Bord, zusammen mit J. Wannesson und R. Girauld, den beiden Repräsentanten des IFP. Nachdem die Treibstoff- und Proviantvorräte ergänzt, weitere Ausrüstung wie Satellitenantenne, Sonobojenantenne, Eisscheinwerfer, ein neuer Kopierer installiert waren, setzte die EXPLORA am 7.Januar die Reise in südlicher Richtung fort. Bei stürmischer See. Neptun ließ nichts unversucht, uns das Fürchten zu lehren. Es schien, als wolle er herausfinden, ob wir Rollwinkel von 40° steuer- und backbord ertragen könnten. Wir konnten, weil wir mußten.

Am 10. Januar begannen wir mit dem Ausbalancieren des Streamers, der zuletzt in der Ostsee 'geschwebt' hatte. Nach 30 Stunden war dieser Job erledigt und die Routinemessungen konnten beginnen. Das hieß: Reflexionsseismik mit dem großen Luftpulser·V-Array und einem 48spurigen Strearner von 2400 m Länge, ausgelegt für eine 24fache Uberdeckung des Unterundgrundes, dazu Registrieren der Gravimeter- und Magnetometerwerte. Die Satelliten-Navigation war das einzige anwendbare Ortungsverfahren. Zwei Satelliten-Empfänger sorgten für eine größtmögliche Zahl von Fix-Aufdatierungen.

Die Messungen im Dumont d'Urville-Meer liefen zunächst ungestört. Am 12.Januar sichteten wir auf 63 Grad Süd den ersten Eisberg. Von da an war das Eis unser ständiger Begleiter.

VS EXPLORA in der Antarktis
Besuch der französischen Polarstation Dumont d'Urville an der Küste von Terre Adelie am 18.Januar 1982.
Die Wissenschaftler der Station, die hauptsächlich die Ionosphäre studieren, zeigten uns die Einrichtungen und ihre Meßgeräte. Unsere Philatelisten kamen in einem bescheidenen Postamt auf ihre Kosten.

Aber schon am Nachmittag ging es wieder auf Meßfahrt, bis Schlechtwetter und Packeis im Osten von Dumont d'Urvilie den vorläufigen Abbruch erzwangen. Treibeis hatte unsere Endboje vom Streamer getrennt. Mit einem Schlauchboot konnten wir sie bergen.

Den Eiskarten zufolge, die wir in unregelmäßigen Abständen per Funk von der amerikanischen Polarstation McMurdo erhielten, sollte das Ross-Meer zu einem Teil eisfrei sein. Auf zum Ross-Meer! Ein Eisgürtel von unterschiedlicher Stärke war dabei zu queren. Das gelang am 1.Februar bei denkbar schlechtem Wetter, eine Meisterleistung der Schiffsführung. Sie schaffte es, die EXPLORA ohne Schaden durch den mehr als zehn Meter auf- und abwogenden Treibeisgürtel zu bugsieren.

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Die Messungen im Ross-Meer erfolgten bei relativ ruhigem Wetter. Am 6. Februar 1982 überbot die EXPLORA ihren eigenen Rekord von 1980, indem sie mit 78°20'21" Süd und 165°13'28" West die südlichste Position markierte, die bisher je ein deutsches Schiff erreichte. Hier ging unsere Endboje ein zweites Mal verloren, nun aber unwiederbringlich.

Parallel zur Reflexionsseismik führten wir im Bereich des antarktischen Festlandsockels auch Refraktionsseismik mit Sonobojen durch.

Die Bilanz unserer Fahrt:

  • 44 Tage und 8 Stunden unterwegs, von Hobart bis Bluff.
  • 9092 Seemeilen zurückgelegt.

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    Wie könnte man eine Meßfahrt in der Antarktis kurz beschreiben? Solide Seeseismik unter extremen Bedingungen, vor einer grandiosen Kulisse! Ein Abenteuer? Natürlich auch das. Doch in der Hauptsache harte Arbeit, denn bei Wassertemperaturen von -1 Grad gibt es Schwierigkeiten bei Auslösung der Lufpulser, Der Streamer ist im meist rauhen Wetter schwer zu handhaben, - die Navigatoren haben das Eis auszumanövrieren, der Schiffsführung wird ständig höchste Aufmerksamkeit abverlangt.

    VS EXPLORA in der Antarktis
    Auch im Ross-Meer hatten wir die Messungen wegen des Packeises im östlichen Abschnitt vorzeitig abzubrechen. Die EXPLORA dampfte zurück in die östliche Region des Dumont d'Urville-Meeres. Hier war die Eisbedeckung inzwischen etwas aufgelockert und ein Teil der geplanten Profile konnte vermessen werden, diesmal bei Sonnenschein und ruhiger See.

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    Auch die Rückfahrt nach Bluff in Neuseeland verlief einigermaßen ruhig. Am 21.Februar 1982 lag die EXPLORA wieder fest vertäut im Hafen.

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    Und wie sieht Kapitän H. Wichels die letzte Meßfahrt im Vergleich zu den vorangegangenen? Geben wir ihm das Schlußwort:
    "Von den drei Fahrten in die Antarktis war die letzte die schwierigste. Wir haben in diesem Jahr erheblich mehr Eis angetroffen als im Jahre 1980."

    G. Müller