Report Datenbank php 7.x aufrufen 40 Jahre PRAKLA
PRAKLA-SEISMOS Report 2 / 77

Am 23. März 1977 ist die „Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung GmbH, Berlin" 40 Jahre alt geworden. Aus diesem Grunde wurde die 103. Aufsichtsratsitzung der PRAKLA-SEISMOS GMBH auf diesen Tag verlegt.

DR. H. J. TRAPPE gab in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Geschäftsführung von PRAKLA-SEISMOS dem Aufsichtsrat ein kurzes, in den wesentlichen Daten aber trotzdem umfassendes Bild vom Werdegang unserer Gesellschaft. Vor allem wurde hierbei die rechtlich-organisatorische Entwicklung in einer Vollständigkeit aufgezeigt, die sicherlich vielen unserer Mitarbeiter bisher nicht bekannt ist.

Dr. Trappe hat uns das Manuskript seines Berichtes zur Verfügung gestellt. Seine wesentlichen Teile bringen wir aus Dokumentationsgründen im Wortlaut.Aus historischen Gründen haben wir die Fotos von „zentralen" Wirkungsstätten aus der „Vorzeit" unserer Gesellschaft sowie eine Graphik über die Entwicklung der Auslandstätigkeit in den ersten Jahren nach ihrer Aufnahme abgebildet. Auch aus diesen Fotos läßt sich gut ersehen, welche bemerkenswerte Entwicklung unsere Gesellschaft im Laufe ihrer bisherigen Geschichte genommen hat.
dummyDie Redaktion

Die „Gesellschaft für praktische Lagenstättenforschung GmbH, Berlin" wurde aus Mitteln des damaligen Deutschen Reiches mit einem Stammkapital von einer Million Reichsmark am 23. März 1937 gegründet.

Die Gründung einer zweiten deutschen geophysikalischen Gesellschaft war notwendig, weil das Reich aus Autarkie-gründen unter Aufsicht der „Preußischen Geologischen Landesanstalt" im gesamtem ehemaligen Reichsgebiet die „Geophysikalische Reichsaufnahme" plante und darüber hinaus eine intensive Exploration auf Erze im gesamten deutschen Raum betrieben werden sollte. Dieses große Vorhaben übertraf die Meß-Kapazität der bereits seit dem 4. April 1921 bestehenden „SEISMOS" natürlich bei weitem.

Das Stammkapital von einer Million übernahmen als Gesellschafter die „Deutsche Revisions- und Treuhand AG, Berlin" zu 60% und deren Tochtergesellschaft, die „Garantie-Abwicklungs-Gesellschaft mbH, Berlin" zu 40%.

Bei der Gründung wurde als Geschäftsführer und Leiter des Unternehmens Herr Dr. Brotkamp bestellt, dem es schon Mitte 1938 gelang, mehrere Pioniere des seismischen Verfahrens, so Dr. Friedrich Trappe, etwas später Dr.-Ing. Waldemar Zettel und unter anderen auch Dr. Leo Ruprecht, für die Gesellschaft zu gewinnen.
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dummyBetriebsstätte Brieselang

Während in den ersten Jahren nach der Gründung des Unternehmens seine wesentliche Aufgabe darin bestand, mit Hilfe elektrischer, magnetischer, gravimetrischer und z. T. auch refraktionsseismischer Untersuchungen, Erzlagerstätten aufzusuchen, verschob sich das Schwergewicht der Tätigkeit in den folgenden Jahren, vor allen Dingen unter dem Einfluß von Dr. Trappe und Dr. Zettel, auf das Gebiet der Seismik, hier besonders auf die Reflexionsseismik. In dieser Zeit des Aufbaues bis Kriegsende wurde die seismische Abteilung von Dr. Friedrich Trappe geleitet, während die Entwicklungslaboratorien, die kurz nach der Gründung in Brieselang aufgebaut worden waren, unter der Leitung von Dr. Ing. W. Zettel standen.

Während des Krieges wurde die Prospektion auf Erze stark eingeschränkt und das zur Verfügung stehende Meßpotential auf die Erdölsuche konzentriert. Meßtrupps der Gesellschaft waren zu dieser Zeit auch in den besetzten Gebieten außerhalb Deutschlands tätig.

Das Verwaltungsgebäude der Gesellschaft für praktische Lagenstättenforschung wurde bei einem Fliegerangriff im November 1943 total zerstört, so daß Unterlagen über die Geschäftstätigkeit im einzelnen nicht mehr vorhanden sind. Von November 1943 ab bis zum Ende des Krieges wurde aus diesem Grunde auch die Verwaltung von Berlin nach Brieselang verlegt.

Die „Zentrale" in Berlin W8 lag in einem Gebäude in der Behrenstraße 39 A (früher „Hinter der katholischen Kirche") im Zentrum der Stadt. Von diesem Gebäude, in dem die Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung zwei Etagen gemietet hatte, ließ sich leider kein Foto mehr beschaffen. Ob das im Krieg völlig zerstörte Haus wieder aufgebaut worden ist, da es als historisches Gebäude (Prinzenpalais) von architektonischem Interesse war, ist uns nicht bekannt.   (Ergänzung, Report 4 /1977)

Gegen Ende des Krieges wurde es immer schwieriger, die Tätigkeit der Gesellschaft aufrechtzuerhalten. In den letzten Tagen des Krieges wurde die Meßtätigkeit wegen der Kriegseinwirkungen völlig eingestellt. Diese Zeit wurde jedoch genutzt, um, unter größten Schwierigkeiten, Meßinstrumente - darunter zwei seismische Apparaturen - und in Bearbeitung befindliches Berichtsmaterial in zwei abenteuerlichen Expeditionen nach dem Nordwesten Deutschlands auszulagern. Die Gesellschaft hörte praktisch auf zu existieren, als nach dem Einmarsch der russischen Truppen in Berlin Ende April 1945 ihre Auflösung durch die sowjetische Besatzungsmacht erklärt wurde. Der gesamte Besitz wurde beschlagnahmt und - soweit möglich - nach der Sowjetunion abtransportiert.

Viele Mitarbeiter der Gesellschaft waren während des Krieges als Soldaten oder auch als Zivilisten umgekommen oder gerieten bei Kriegsende in Gefangenschaft. Die Gesellschaft war darüber hinaus ohne Geschäftsführung, da Dr. Trappe mit seiner Familie gegen Ende des Krieges tragisch ums Leben kam, der kaufmännische Geschäftsführer Gutter in einem Gefangenenlager starb und Dr. Brockamp in sowjetischer Kriegsgefangenschaft war und für viele Jahre als verschollen galt.
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Der Eingang zum ersten Büro der PRAKLA-Zentrale in Hannover im Jahre 1947 Am kleinen Felde. Sein Betreten war fast mit Lebensgefahr verbunden.

Es ist das große Verdienst von Dr. W. Zettel, daß er in dieser Situation nicht verzweifelte, sondern schon kurz nach Kriegsende begann, eine Bestandsaufnahme der Menschen und des Materials zu machen, denn die damaligen Gesellschafter hatten ihn am 25. März 1946 zum alleinigen Geschäftsführer bestellt und ihm den Auftrag gegeben, die Gesellschaft in Westdeutschland neu aufzubauen. Bereits in dieser Zeit konnte Dr. Zettel mit einigen alten Mitarbeitern der Gesellschaft Kontakt aufnehmen und die in die westlichen Besatzungsgebiete ausgelagerten Apparaturen, Geräte und Fahrzeuge aufspüren und systematisch nach Hannover ziehen.

Im Frühjahr 1947 gelang es Dr. Zettel mit Hilfe von Professor Bentz, bei den Dienststellen der englischen Besatzungsmacht in Niedersachsen eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, so daß schon im April desselben Jahres der erste reflexionsseismische Meßtrupp (Dr. R. Köhler) seine Arbeit aufnehmen konnte. Im gleichen Jahr konnten noch zwei weitere seismische Trupps aufgestellt werden und Ende 1947/Anfang 1948 zwei gravimetrische Meßtrupps. Das erste Arbeitsjahr der Gesellschaft nach dem Kriege war damit sehr erfolgreich, denn an seinem Ende arbeiteten bereits fünf Meßtrupps mit 32 Personen.

Im Jahre 1942 war ein Schwimmbagger, der Gold aus dem Rheinkies herauswaschen sollte, vom damaligen Reichswirtschaftsministerium an die Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung verkauft worden. Die Goldgewinnung hatte zwar bei der Gesellschaft niemals eine Bedeutung - es sollen insgesamt 300 Gramm Gold gewonnen worden sein -nach dem Kriege war aber der als Nebenprodukt anfallende Baukies eine gute wirtschaftliche Basis. 1949 gelang es Dr. Zettel, den Betrieb wieder in unsere Gesellschaft einzugliedern. Er wurde 1955 verkauft, um Geldmittel für dringend notwendige Investitionen - die geophysikalische Meßtätigkeit betreffend - heranzuschaffen.

Während des Krieges übernahm die damalige Prakla Erzgerechtsame im Gifhorner Trog und im Bereich Hornburg Schladen. Da die Gesellschaft nach dem Kriege aber nicht als Konzessionsinhaberin in Erscheinung treten wollte und andererseits dringend Gelder für den Ausbau der Prakla benötigt wurden, wurden die Erzgerechtsame im Jahre 1956 ebenfalls verkauft.

Da im November 1943 alle Unterlagen mit der Zerstörung des Gebäudes Behrenstraße 39 A in Berlin vernichtet wurden, war die Bilanz zum Mai 1945 nur sehr lückenhaft. Erst bei der Währungsumstellung von Reichsmark auf Deutsche Mark im Jahre 1948 konnte eine Bereinigung des Rechnungswerkes erfolgen. Bei der DM-Eröffnungsbilanz wurde das Stammkapital der Gesellschaft neu auf DM 700.000,- festgesetzt.

Am 20. Januar 1949 faßten die Gesellschafter den Beschluß, den Sitz der Gesellschaft auch formell von Berlin nach Hannover zu verlegen. 1951 wurde die Firmenbezeichnung in „PRAKLA Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung mbH" geändert.

Am 11. August 1948 fand die erste Beiratssitzung im Oberfinanzpräsidium in Hannover statt. Der Beirat wurde dann 1949 in „Verwaltungsrat" und im Jahre 1965 der Verwaltungsrat in „Aufsichtsrat" umbenannt.

Ober viele Jahre hin wurde der Beirat, der Verwaltungsrat und später der Aufsichtsrat, von 1948 bis 1964 von Professor Bentz geleitet, dann von 1964 bis 1969 von Professor Martini, von 1969 bis 1976 von Dr. Lauffs und seit Ende 1976 von Dr. Kropff.

Von den in der „Jubiläums-Aufsichtsratssitzung" Anwesenden sind oder waren am längsten folgende Herren im Aufsichtsrat unserer Gesellschaft tätig:
Herr Professor Kirchheimer: seit dem 30. Juli 1951
Herr Behling:dummyseit dem 10. Oktober 1952
Herr Dr. Lauffs:dummyseit dem 11. Juli 1961
Mitarbeiter Deutschmann:dummyseit dem 1. Juli 1966

Die Industrieverwaltungsgesellschaft mbH (IVG) Bonn übernahm am 23. September 1952 von den bisherigen Gesellschaftern das Stammkapital treuhänderisch für die Bundesrepublik Deutschland.

Während in den ersten Jahren nach dem Kriege ausschließlich in der Bundesrepublik Deutschland gearbeitet wurde, begann im Jahre 1952 die Tätigkeit der PRAKLA im Ausland, zunächst mit Gravimetermessungen in Holland, dann mit Seismik in Italien (Refraktionstrupp Dr. v. Helms) und Sizilien (Reflexionstrupp Dr. Köhler). Die sich dann sehr schnell verstärkende Auslandstätigkeit geht aus der Graphik hervor, die der PRAKLA-Rundschau Nr. 18, Folge 2, entnommen wurde.

Im Jahre 1963 erwarb die PRAKLA die Anteile der SEISMOS GmbH, um durch den Zusammenschluß der beiden deutschen Gesellschaften der Angewandten Geophysik den wachsenden Anforderungen des Weltmarktes begegnen zu können. Es ist das besondere Verdienst von Dr. W. Zettel, diesen Zusammenschluß betrieben und verwirklicht zu haben.

Im Jahre 1971, als die SEISMOS ihr 50jähriges Bestehen feierte, wurden ihre Aktivitäten zur PRAKLA verlegt und der Firmenname der PRAKLA in „PRAKLA-SEISMOS GMBH" umbenannt.

Ebenfalls im Jahre 1971 wurde der Anteil von 25% an der Firma August Göttker Erben Bohrgesellschaft mbH, der im Jahre 1960 erworben worden war, verkauft und stattdessen ein Bohrbetrieb bei der inzwischen in PRAKLA-SEISMOS Geomechanik umbenannten SEISMOS aufgebaut.

Im Jahre 1967 wurde das Stammkapital der Gesellschaft von DM 4,5 Mio. auf DM 6,0 Mio. aufgestockt; davon übernahm die IVG direkt 25%, während 75% weiterhin von ihr treuhänderisch für die Bundesrepublik Deutschland verwaltet wurden. Im Jahre 1976 übernahm der Bund 95% des inzwischen auf DM 17,5 Mio. angewachsenen Stammkapitals, 5% verblieben bei der IVG.
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PRAKLA-Auslandstätigkeit 1952 bis 1961

Von 1952 bis 1960 war neben Dr. W. Zettel auch Dr. von Helms in der Geschäftsführung tätig, dann Dr. H. W. Maaß, Dr. K. Dröge und Dr. R. Garber. Nach dem Ausscheiden von Dr. W. Zettel aus dem aktiven Dienst Ende 1968 setzte sich die Geschäftsführung aus Dr. H. J. Trappe, Dr. H. W. Maaß, Dr. K. Dröge und Dr. R. Garber und seit 1973 aus Dr. H. J. Trappe, Dr. R. Garber und Dr. S. Ding zusammen.

Die PRAKLA-SEISMOS zählt heute zu den größten geophysikalischen Kontraktorgesellschaften in der westlichen Welt. Wir sind in allen Bereichen der Angewandten Geophysik zu Lande, zu Wasser und in der Luft weltweit tätig. Zur Zeit wird etwa soviel Erdöl und Erdgas verbraucht, wie jährlich neu hinzugefunden wird. Da sich aber schon jetzt eine Energielücke in den 80er Jahren abzeichnet, können wir mit Recht davon ausgehen, daß die Suche nach neuen Kohlenwasserstofflagerstätten in sehr verstärkten Maß durchgeführt werden muß. Eine ähnliche Situation haben wir auch bei fast allen anderen Rohstoffen vorliegen. Wir glauben daher, daß die PRAKLA-SEISMOS eine gute Zukunft hat.

Als abschließenden Kontrast zu den eingangs gezeigten ersten Verwaltungszentren zeigen wir von den vielen Gebäuden innerhalb und außerhalb Hannovers, in denen ein Großteil des Stammpersonals der PRAKLA-SEISMOS GMBH arbeitet, nur eine Teilansicht des Datenzentrums in Hannover, in dem allein 260 Mitarbeiter an der Weiterentwicklung von Computerprogrammen (Software) und der laufenden Datenverarbeitung eingesetzt sind.

Zur Zeit hat PRAKLA-SEISMOS mit Tochtergesellschaften ein Stammpersonal von etwa 1500 Mitarbeitern und im Ausland von weiteren etwa 5000 nichtständigen Mitarbeitern.
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Teilansicht des PRAKLA-SEISMOS-Datenzentrums, Hannover Wiesenstraße 1