Report Datenbank php 7.x aufrufen PROSPEKTA auf Messfahrt westlich von Grönland
PRAKLA-SEISMOS Report 3 / 71



Im August dieses Jahres hat unsere PROSPEKTA erstmalig für ein internationales Konsortium eine Messung in Gewässern durchgeführt, die unseren Fahrensleuten eine Menge neuer - und wie man aus ihren Berichten lesen kann - überwältigende Eindrücke vermittelt hat.
Wir wissen bereits, daß viele Fotos gemacht worden sind, doch haben uns diese bis Redaktionsschluß leider noch nicht erreicht. Wir hoffen aber, in unserem PRAKLA-SEISMOS-Report 4/71 einige interessante Aufnahmen bringen zu können.
Im Meßgebiet mußte mit Eisbergen gerechnet werden.Die PROSPEKTA wurde daher mit zusätzlichen Sicherheits Warnvorrichtungen ausgerüstet wie Horizontallot und Temperaturalarmgeber, die das Auftauchen von Eisbergen rechtzeitig anzeigen sollten. Sie funktionierten einwandfrei. Um wenigstens heute schon einen kleinen Eindruck von dem Erleben unserer Männer auf dieser in so vieler Hinsicht interessanten und ungewöhnlichen Meßfahrt zu geben, bringen wir einige kleine Ausschnitte aus ersten schriftlichen Berichten unseres Fahrtleiters, G. Repenning und des Kapitäns der PROSPEKTA, C. Sauer, die einen Kommentar überflüssig machen.
Kapitän Sauer schreibt unter anderem:
Am 20. Juli 1971 lag F. S. PROSPEKTA gut ausgerüstet und verproviantiert im Scheerhafen von Kiel. Um 18.05 Uhr wurden die Leinen losgeworfen für die Reise nach Godthaab auf West-Grönland ...
... Bei vorherrschenden östlichen Winden passierten wir am 26. Juli auf der Breite von 58� Nord Kap Farvel (südliche Spitze von Grönland).... Für erwähnenswert halte ich das Wettergeschehen, das wir bei der Umsteuerung von Kap Farvel antrafen:

25.7.20.00260 sm westlich Kap Farvel, Wind Südost 4 bis 5, schnell
aufkommende sehr hohe Dünung, Sichtverschlechterung.
24.00Windstille, Dünung aus Südost, Nebel.
26.7.04.00West 7 bis 8, in Böen 10, schnell aufkommende steile
Sturmsee, Sichtbesserung.
08.00West 5, sehr hohe und kurze Dünung, Nieselregen.
10.00Dünung auf Nord gedreht und überraschenderweise sehr lang, Windstille.
11.00Nebel.
12.00Nieselregen, Sicht 1 sm, sehr starke Nordnordost-Dünung.
16.00Ostnordost 8 bis 9, in Böen 10, hohe und sehr schnell laufende Dünung,
kurze steile Sturmsee, Regen, Sicht 2 sm.
20.00120 sm südwestlich von Kap Farvel, Ostnordost 2 bis 3,
sehr lange Dünung, Sicht 20 sm.
(und dies alles innerhalb von 24 Stunden!)

Auf 62� N, 51� 24' W, 10.30 Uhr Bordzeit wurden die ersten Eisberge gesichtet und wir waren, die wir doch bei unserer Reederei ganz andersartige Fahrtgebiete kennen, recht beeindruckt.
Um Radaranzeige, Horizontallot und Temperaturalarmgeber zu checken, steuerten wir einen Eisberg an. Nach unserer Schätzung hatte er eine Höhe von 15 m, 50 m Breite und 80 m Länge. Die Radaranzeige war in allen Bereichen ausgezeichnet. Der auf plus 3 Grad eingestellte Temperaturalarmgeber gab 2 sm vor der Annäherung Alarm und mit dem Horizontallot wurde der Eisberg auf eine Entfernung von 1800 m ausgemacht.
... Als wir im Godthaab-Fjord auf den Lotsen warteten, klärte es innerhalb von Minuten auf und die Sonne kam durch. Nun sahen wir zum ersten Mal Grönland und was sich hier unseren Augen bot, war so großartig und schön, daß es einfach nicht beschrieben werden kann ...
... Die Reisezeit von Kiel nach Godthaab betrug 6 Tage und 22 Stunden. Dabei wurde eine Entfernung von 2466 sm zurückgelegt.

Und nun G. Repenning:
Der Flug von Hamburg über Kopenhagen nach Södre-Strömfjord verlief glatt. Von dort kann man alle Orte an der W-Küste von Grönland mit dem Hubschrauber erreichen. Die beste Verbindung besteht nach Godthaab, der Hauptstadt von Grönland.
Der wunderbare Flug mit dem Hubschrauber - Flugzeit 4 Stunden - durch die Fjorde und entlang der Grenze des ewigen Eises war für uns ein einmaliges Erlebnis!...
... In Södre-Strömfjord hatten wir +26�, in Godthaab nur noch +4� Celsius! ...
... 3.8.71. Heute ist unser erster Meßtag. Alles funktioniert, vom ersten Kabel-Ausfahren, einwandfrei ...
... Um unser Kabel zu testen, weichen wir den Eisbergen höchstens 300 m aus. Die Wassertemperatur fällt von +4� auf +2�. Das Kabel schwimmt weiterhin auf 18 m Tiefe.
... Daß unser Kabel in der Nähe von Eisbergen absackt (Süßwasser!), brauchen wir also nicht zu befürchten ...
Dieser zuletzt zitierte Absatz aus dem Bericht von G. Repenning enthält nur eine von vielen hochinteressanten technischen Angaben. Es würde zu weit führen, hier ausführlicher zu werden.
Die Messung wurde am 30.8.71 beendet. In weniger als einem Monat wurden, unter z. T. schwierigen Bedingungen, 3 076 Profilkilometer reflexionsseismisch, gravimetrisch und magnetisch vermessen.