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Rundschau Nr.25, 1964
533 an einem Tag
In früheren Zeiten soll es einen Schneider gegeben haben - so berichten die beiden Reporter Grimm - der sich ein Plakat umgehängt hatte, auf dem zu lesen stand:

"Sieben auf einen Streich"

Wäre die Art, über besondere Taten Bericht zu erstatten die gleiche geblieben wie in jenen Tagen, so gäbe es heute einen Fahrtleiter, der sich mit einem Plakat brüsten würde, auf dem zu lesen steht:

"Fünfhundertdreiunddreißig an einem Tag"

Doch die Zeiten haben sich geändert. Jener Fahrtleiter hat kein Plakat gemalt, sondern eines Tages im letzten Sommer per Seefunk an unsere Zentrale in der Haarstraße durchgegeben:

"Tagesleistung am xten Juni 1964
533 Schußpunkte",

womit kurz und klar die maximale Schußpunkttagesleistung mitgeteilt worden war, die unsere "Prospekta" in diesem Sommer erreicht hat.

Nun muß der Seeseismiker natürlich zugeben, daß er gegenüber dem Landseismiker gewaltig im Vorteil ist. Vor allem: er braucht keine Löcher zu bohren und schießt sozusagen im Vorbeigehen (sprich: Vorbeifahren). Ein Leistungsvergleich zwischen Land und See ist also nicht ganz korrekt. Wenn wir ihn trotzdem machen, so ergeben sich ganz erstaunliche Ergebnisse.

Die Leistung von 533 See-Schußpunkten an einem Tag ist gewiß ganz außerordentlich und konnte nur unter besonders günstigen Bedingungen geschafft werden. Ob sie jemals wieder erreicht oder gar übertroffen wird, ist sehr in Zweifel zu ziehen. Gehen wir mit unserem Vergleich gleich ins Extrem und betrachten die Leistung eines Landtrupps in einem bohrtechnisch besonders schwierigen Gebiet des Alpen-Vorlandes, so können wir ganz schlicht feststellen, daß hier während eines ganzen Jahres kaum mehr (evtl. sogar weniger) Schußpunkte "produziert" werden, als dies der Prospekta an einem Tag gelang.

Im Jahre 1964 hatten die PRAKLA wie Im Vorjahr 4 "Hochseemeßflottillen " zu je drei Schiffen, die SEISMOS 7 Flachwasser-Wattmeßgruppen in den Anrainerstaaten der Nordsee eingesetzt. Von beiden Firmen wurden hierbei Zahlen erreicht, die die Vorjahreszahlen weit übertreffen. Da die Messungen immer noch andauern, können z. Zt. keine endgültigen Zahlen angegeben werden. Die geschätzten Gesamtzahlen dürften der Wirklichkeit jedoch sehr nahe kommen:
533 an einem Tag
Nur der Eingeweihte kann einigermaßen ermessen, welche Leistung sich hinter diesen Zahlen verbirgt. Sie beginnt bereits bei der minutiös eingespielten Organisationsarbeit und endet bei der Interpretation und Berechnung der Ergebnisse. Für das Nordseekonsortium wird die Auswertung der Meßergebnisse in unserer Auswerteabteilung in Hannover vorgenommen. Unser Rechenzentrum und die moderne Abspieltechnik ermöglichen es, an Hand von Flächenschriftprofilen die Auswertung in zeitweiligen Gewalteinsätzen von fünf Auswertegruppen so zu steuern, daß dem Nordseekonsortium in der gewünschten Zeit die Unterlagen für die Festsetzung der Tiefbohrungen in der Nordsee zur Verfügung gestellt werden können.

R. Köhler