PRAKLA-SEISMOS Report 4 / 1975  
 

Dr. Rolf Garber beging sein 25jähriges Dienstjubiläum
Prof. Dr. Theodor Krey vollendete sein 65. Lebensjahr

Zum 3. Oktober 1975 hatte die Geschäftsführung der PRAKLA-SEISMOS ca. 150 Geophysiker und Repräsentanten befreundeter Firmen sowie ca. 50 Geophysiker des eigenen Hauses um 10.30 Uhr in die Festsäle der Stadthalle zu einer Jubiläumsfeier eingeladen. Etwa ¾ der Eingeladenen waren erschienen, um mit den beiden Jubilaren einige festliche Stunden zu begehen.

Die Feier wurde von Dr. H. J. Trappe als Sprecher der Geschäftsführung mit einer Festansprache eröffnet, um die Verdienste von Rolf Garber und Theodor Krey um die Geophysik und um die Firmengruppe PRAKLA-SEISMOS zu würdigen. Dabei führte Dr. Trappe u. a. aus:

Dr. H. J. Trappe sprach
die Laudatio


Aufsichtsratsvorsitzender
Dr. H. Lauffs ergänzte
die Laudatio

  Dr. H. J. Trappe sprach die Laudatio Aufsichtsratsvorsitzender Dr. H. Lauffs ergänzte die Laudatio
Dr. Rolf Garber 25 Jahre bei PRAKLA
Dr. Rolf Garber 25 Jahre bei PRAKLA

Rolf Garber wurde am 24. Dezember 1919 in Hamburg geboren. Er besuchte dort die Grundschule und anschließend die Oberschule Auf der Uhlenhorst, wo er die Reifeprüfung 1938 mit Auszeichnung bestand. Er hatte schon damals vor, Naturwissenschaften zu studieren, mußte aber vorher - wie damals üblich - seine Arbeitsdienstzeit und anschließend seine Wehrpflicht ableisten. Wie es vielen Angehörigen seines Jahrganges erging, war seine Militärzeit mit der Ableistung des Arbeitsdienstes und der zweijährigen Wehrpflicht nicht beendet, denn er stand 1939 bei Kriegsausbruch als Wehrpflichtiger in einer aktiven Einheit und wurde demzufolge nicht entlassen. Er kämpfte auf fast allen Kriegsschauplätzen und wurde mehrmals verwundet. Das Kriegsende erlebte er in einem Lazarett in Deutschland.

Im Jahre 1942 hatte er während einer Genesungszeit die Möglichkeit, ein Semester Maschinenbau in Hannover zu studieren. Nachdem die Kriegswirren vorbei waren, wollte Rolf Garber zuerst das Studium des Maschinenbaues aufnehmen ; da dieses unmittelbar nicht möglich war, absolvierte er die damals vorgeschriebene Zeit von sieben Monaten als Maschinenbaupraktikant bei einer Hamburger Firma. Im Anschluß daran nahm er an der Universität Hamburg das Studium der Naturwissenschaften mit den Schwerpunkten Mathematik und Physik auf. Nach einigen Semestern erwachte das Interesse für die Geophysik, und er besuchte die Vorlesungen bei Prof. Menzel und Prof. Errulat. Die Diplom-Hauptprüfung mit dem Thema " Ober die Dispersion seismischer Wellen" legte Rolf Garber 1950 mit " sehr gut" ab. Danach blieb er für einige Monate als Assistent bei Prof. Menzel in Hamburg.

Am 2. Oktober 1950, also vor fast genau 25 Jahren, trat Rolf Garber als Diplom-Geophysiker bei der PRAKLA ein. Dr. Zettel schickte ihn zu einem in der Nähe von Hannover in Neustadt am Rübenberge arbeitenden Meßtrupp, dessen Leiter der auch heute noch vielen bekannte Dr. Weber war. Dort wurde Rolf Garber in die Geheimnisse der angewandten Seismik eingeweiht. Hier verfertigte er sein erstes Modell, anhand dessen er die räumliche Betrachtungsweise der seismischen Weilenausbreitung aufzeigte und ihre so wesentliche Berücksichtigung bei der Auswertung demonstrierte. Schon im Verlauf der ersten Truppmonate erkannte R. Garber die Notwendigkeit der Ausbildung des Personals bei einem Meßtrupp, und er setzte es sich zur Aufgabe, jeden Mitarbeiter im Meßtrupp fachlich weiterzubilden. Sicher werden sich seine ehemaligen Truppmitglieder noch daran erinnern, daß sie abends im Nebenzimmer der Gastwirtschaft oder im Büro zusammensaßen, um von ihm geschult zu werden.

Bald darauf wurde Rolf Garber zum Meßtrupp Gees in das Emsland versetzt, und es dauerte nicht lange, bis er von der damaligen Geschäftsführung der PRAKLA als Leiter eines Meßtrupps eingesetzt wurde. Bis 1952 arbeitete er als Truppleiter in verschiedenen Konzessionen in Deutschland und wurde dann als erster Meßtruppleiter der PRAKLA nach dem Kriege in Holland f.ür die Staatsmijnen eingesetzt.

Während seiner Zeit als Truppleiter in Holland hat Rolf Garber neben seiner normalen Tätigkeit vor allen an Feiertagen, Wochenenden und im Urlaub an seiner Dissertation gearbeitet mit dem Ergebnis, daß er im Jahre 1954 bei Prof. Menzel in Hamburg zum Dr. rer nat. promovierte. Das Thema seiner Arbeit lautete : " Ober die Bestimmung seismischer Geschwindigkeiten aus Reflexionen" . Er hatte damals keine Zeit, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, denn schon eine Woche nach bestandener mündlicher Prüfung übernahm er die Leitung des ersten überseeischen Auslandsauftrages der PRAKLA in Thunesien. Der Doktorbrief wurde ihm also nach Tunesien nachgeschickt, und das Ereignis wurde im Trupp gebührend gefeiert.

Nach eineinhalb Jahren Tätigkeit in Tunesien wurde Rolf Garber im Jahre 1956 nach Hannover versetzt, wo er begann, die Auslandsabteilung der PRAKLA aufzubauen. Er tätigte den Abschluß von Auslandsmeßaufträgen und organisierte den Einsatz der Auslandsmeßtrupps. Wenn wir heute auf eine weltweite Aktivität unserer Gesellschaft bl icken können, so ist dieses ganz entscheidend auf den unermüdlichen Einsatz von Dr. Garber zurückzuführen.

Als Leiter der Auslandsabteilung bereiste er die ganze Welt und intensivierte die Kontakte mit den internationalen 01gesellschaften. Nachdem die PRAKLA durch den Trupp Dr. Garber zuerst in Holland und Tunesien im Ausland Fuß gefaßt hatte, konnte er dann im Laufe der Zeit Abschlüsse in der Türkei, Syrien, Libyen, Ägypten, Libanon, Algerien , Ostasien und schließlich auch in Südamerika erreichen.

Sein Aufgabenbereich wuchs von Jahr zu Jahr: Am 29. 10. 1959 wurde ihm Handlungsvollmacht und am 4. 11. 1960 Prokura erteilt. Am 1. 4. 1962 wurde er stellvertretender Geschäftsführer und schließlich am 1. 1. 1969 Geschäftsführer.

Dr. L. Erlinghagen hielt den Festvortrag
Dr. L. Erlinghagen hielt den Festvortrag

Als Geschäftsführer der PRAKLA-SEISMOS unterstehen ihm heute sämtliche Meßbetriebe der Gesellschaft, nicht nur die der landseismischen Messungen sondern auch die der Seemessungen, der aerogeophysikalischen, gravimetrischen und geoelektrischen Messungen.

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Prof. Dr. Th. Krey wurde 65 Jahre alt

Theodor Krey wurde am 17. August 1910 in Freiburg an der Eibe geboren. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Mittelschule, dann in Bremen die Oberrealschule, wo er Ostern 1928, also schon mit 17 Jahren, die Reifeprüfung bestand. Stipendien, die Theodor Krey von Bremer Stiftungen erhielt, ermöglichten ihm den Besuch der Universitäten Göttingen und München, wo er in den mathematischen Verbindungen manche Freunde hatte, mit denen er teilweise im späteren Berufsleben wieder zusammentraf.

Im November 1932 bestand Theodor Krey die wissenschaftliche Prüfung für das höhere Lehramt in den Hauptfächern Mathematik, Physik und Erdkunde.

Nach zweijähriger Referendarzeit in Stade und Hildesheim wurde er Ostern 1935 Studienassessor. Er war dann noch weiter 1¾ Jahre im Schuldienst tätig, in dem er jedoch nicht die Erfüllung fand, die er sich als Wissenschaftler erhofft hatte.

Theodor Krey kam am 28. 12. 1936 zur SEISMOS, die zu dieser Zeit die geophysikalische Reichsaufnahme in Nordwestdeutschland durchführte.

Er arbeitete zuerst als stellvertretender Truppleiter und später als Truppleiter unter Dr. Friedrich Trappe, Dr. Röpke und Dr. Lückerath in refraktionsseismischen und reflexionsseismischen Meßtrupps bis zum Herbst 1944. Nach zweijähriger Militär- und Kriegsgefangenenzeit konnte Theodor Krey 1946 wieder einen Meßtrupp übernehmen. Er wurde dann bald Supervisor von seismischen Meßtrupps, und seine ersten Veröffentlichungen erschienen in "Erdöl und Kohle" und in "Geophysics", denen sich zahlreiche weitere Arbeiten anschlossen, so daß wir heute Krey zu den erfolgreichen und international anerkannten Geophysikern zählen dürfen.

Seine besondere Vorliebe galt immer den seismischen Verfahren, und seine Forschungsarbeiten und Veröffentlichungen haben dieses Arbeitsgebiet wesentlich mitbeeinflußt. In der langen Liste seiner Veröffentlichungen finden wir Arbeiten über:

  • die Berücksichtigung der Brechung in der Reflexionsseismik
  • erweiterte Möglichkeiten für die Refraktionsseismik durch
  • die Verwendung von Geophonen mit niedriger Eigenfrequenz
  • die Anerkennung und Bewertung von Reflexionen
  • die Formeln für Geschwindigkeitsbestimmungen aus seismischen Messungen
  • das Gebiet der Anisotropie
  • Beugung und Interferenz
  • Kanalwellen in Kohlenflözen
  • das Vibroseis-Verfahren.

Es ist unmöglich, hier an dieser Stelle alle Veröffentlichungen aufzuzählen. Schon 1952 erhielt Theodor Krey für eine seiner Veröffentlichungen den "Best Paper Award" der amerikanischen Society of Exploration Geophysicists, der nur einmal jährlich verliehen wird und womit nur ganz selten ausländische Autoren ausgezeichnet werden. Kreys Veröffentlichungen sind im allgemeinen gut bekannt, weniger bekannt sind dagegen die zahlreichen Patente, die ihm im Laufe der vielen Jahre seiner Tätigkeit erteilt wurden . Als Beispiele sollen angeführt werden:

  • Reflexionsseismisches Verfahren und Anordnung zur Ermittlung von Verwerfungen und Störungen in Lagerstätten und Schichten unter Tage
  • Verfahren zur seismischen Bodenuntersuchung unter Wasser auf See
  • Verfahren und Vorrichtung zur Ausmerzung von registrierten multiplen Reflexionen in der angewandten Seismik
  • Anordnung zur Verbesserung des Amplitudenverhältnisses von Nutzsignal zu Störsignal in der angewandten Seismik
  • Verstärker mit verkürzter Wiederholungszeit für reflexionsseismische Aufschlußarbeiten
  • Verfahren zur Verbesserung des Amplitudenverhältnisses von Nutzwellen zu Störwellen beim multiplen Schießen in der angewandten Seismik usw.

Als Dr. Herbert Lückerath, der technische Geschäftsführer der SEISMOS, im April 1954 verstarb, wurde Theodor Krey zu seinem Nachfolger bestimmt. Im Jahre 1963 übernahm die PRAKLA die Geschäftsanteile der SEISMOS, um für die bevorstehende technische Entwicklung - vor allem die Digitaltechnik - und die damit verbundenen hohen Investitionen eine breitere Basis su schaffen. Neben der Geschäftsführertätigkeit bei der SEISMOS und später bei der PRAKLA-SEISMOSGEOMECHANI K ergab sich dadurch für Th. Krey ein interessantes Arbeitsgebiet im Bereich der PRAKLA.

Obwohl Theodor Kreys Hauptinteresse immer der angewandten Seismik galt, hat er jedoch stets Wert darauf gelegt, daß auch die anderen geophysikalischen Methoden zur Vorbereitung und Ergänzung der seismischen Aussagen mit herangezogen werden, wie er dies besonders in seiner "Presidential Address" auf der EAEG-Tagung in Salzburg betonte. Innerhalb der Seismik interessierten ihn besonders die Refraktionsmethode, die Untertageseismik und die Flachwasserseismik.

Schnappschüsse
Schnappschüsse von den Teilnehmern an der Jubiläumsveranstaltung   xx
Schnappschüsse von den Teilnehmern an der Jubiläumsveranstaltung

1965 promovierte Theodor Krey in München zum Dr. rer. nat. mit magna cum laude. 1968 erhielt er einen Lehrauftrag für angewandte Geophysik an der Universität Hamburg. Theodor Krey ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften. Mehrere Jahre war er im Beirat der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft. Er gehörte ebenfalls viele Jahre dem Council der EAEG an, deren Präsident er von Mitte 1967 bis Mitte 1968 war.

H. J. Trappe schloß seine Ansprache mit dem Ausdruck besonderer Freude darüber, daß Theodor Krey auch weiterhinterhin nach seiner Pensionierung ab 1. September 1975 als wissenschaftlicher Berater für die PRAKLA-SEISMOS tätig sein wird.

Im Namen der Aufsichtsräte der PRAKLA-SEISMOS und der PRAKLA-SEISMOS-GEOMECHANIK sprach dann unser Aufsichtsratsvorsitzender Lauffs Worte des Dankes und der Anerkennung.

In ihren Erwiderungen drückten die Jubilare ihre Genugtuung aus, in der Geophysik und in der PRAKLA-SEISMOS ein ideales Arbeitsfeld gefunden zu haben. Beide betonten hierbei, daß ihre von H. J. Trappe erwähnten Leistungen ohne die Hilfe eines engeren und weiteren Mitarbeiterstabes nicht möglich gewesen wären.

In einem Festvortrag behandelte L. Erlinghagen das Thema: ,,12 Jahre Vibroseis bei PRAKLA-SEISMOS, Technische Entwicklung und Anwendung", das sich deshalb anbot, weil beide Jubilare das Vibroseis-Verfahren bei PRAKLA-SEISMOS in besonderer Weise gefördert hatten. Dieser Vortrag wird als Sonderdruck erscheinen.

Nach dem fast zweistündigen Festakt fanden die Gäste einen kalten Imbiß vor. Einige gute Tropfen vereinigten die Jubilare und die Eingeladenen, die Angehörigen der PRAKLA-SEISMOS und anderer Firmen, die jungen und die alten Geophysiker bei zwanglosen Gesprächen.

H. J. Körner