PRAKLA-SEISMOS Report 4 / 1975  
 

H. J. Körner

Unter dem Thema "Geophysics - The Bright Spot of the Energy Crisis" kamen in Denver - wie schon in den Vorjahren bei den SEG-Jahrestagungen - an die 3000 Geowissenschaftler und sicherlich 1000 Angehörige zusammen. Es ist für uns Europäer immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie unkonventionell die Amerikaner miteinander umgehen, wie fast familiär manche Großveranstaltung gestaltet wird und abläuft und wie leicht man persönlich in diesen Kreis integriert werden kann. Icebreaker-CocktailParty am Sonntag abend, Kickoff-Luncheon am Montag mittag, Dinner-Dance am Montag abend und Breakfast- Dance am Mittwoch abend waren vier excellent durchorganisierte Veranstaltungen, an denen tatsächlich fast alle 4000 Teilnehmer zugegen waren - ideale Gelegenheit zum Sich-Kennen lernen und zur Kontaktpflege.

 

SEG 1975

The theme of this years' SEG-meeting in Denver was "Geophysics-The Bright Spot of Energy Crisis". As in preceding years, the congress was attended by about 3000 geoscientists, about 1000 of them accompanied by their spouses. The unconventional manners of the Americans, the almost familiar organization of such big events and the easy-going atmosphere were again astonishing for us Europeans.

During four extremely weil organized social events, the Icebreaker-Cocktail Party on sunday, the Kickoff-Luncheon and the Dinner Dance both on monday, and the Breakfast-Dance on wednesday - attended by almost all 4000 guests - one had the chance to make new contacts and to renew old friendships.

Unser Aussteilungs-Stand
Unser Aussteilungs-Stand Our booth

Die Vorträge

Wie üblich fanden die Vorträge in mehreren Parallelsitzungen statt (meist 4, einmal 5), so daß es oft schwierig war, die Entscheidung für den " wichtigsten" Vortrag zu treffen. Es wurden ca. 200 " Papers gegeben", die folgendermaßen eingeteilt waren :

19 "General"
58 "Exploration Seismology" and "Research" (Gase Histories / Interpretation / Modeling / Statics / Velocities / Deconvolution / Filtering / Inversion-Methods)
17 "Gravity, Magnetics"
16 "Geothermal "
8 "Oceanography"
31 "Mining" (Goal / Uranium / Geoelectrical Methods (15))
51 "Special" (Permafrost / Weil Logging / Engineering Geophysics / Rock and Fluid Properties / Remote Sensing (18))

Auffällig ist das immer umfangreicher werdende Gebiet "Remote Sensing" (Fernerkundung), dessen 18 Vorträge dokumentierten, daß aus der Anwendung bereits Nutzen gezogen wird, z. B. bei der Entdeckung von unbekannten Süßwasserquellen im Küstenvorfeld , zur Untersuchung der Ausdehnung bekannter Lagerstätten, zur Kartierung großer geologischer Lineamente in Satell itenaufnahmen (LANDSAT, Flugzeug-Multispectral-Scanner), zur Kartierung der Wärme-Trägheit (thermal inertia) des anstehenden Gesteins usw.

In der Seismik war ein gleichmäßiger Fortschritt auf fast allen Teilgebieten zu beobachten, so bei Dekonvolutionund Filtervorgängen (einschI. Mehrspurfilterung), beim Modeling, und besonders bei theoretischen und labormäßigen Grundlagenuntersuchungen zum Verständnis des Phänomens Reflexion/Transmission im Hinblick auf die Bright-Spot-Technik und die eng damit verknüpften Versuche zur Gewinnung von Pseudo-Logs aus seismischen Spuren.

Von Mitarbeitern der PRAKLA-SEISMOS wurden die folgenden Vorträge gehalten:

R. Marschall:
Construction of Depth Maps with Predictable
Error-Distributions
Th. Krey:
Seismic Stripping helps to Unravel Deep Reflections

Abstracts:

Anfertigung von Teufenplänen mit vorhersagbaren Teufenfehlerverteilungen
Es wird ein Verfahren beschrieben, das es ermöglicht, die aus nicht korrekten Geschwindigkeitsverteilungen resultierenden Teufenfehler zu bestimmen. Damit ist die Erkennung von "Strukturen" möglich, die durch Anwendung falscher Geschwindigkeiten vorgetäuscht sind.

Ausgangsdaten sind sämtliche Versenkmessungen aus dem betreffenden Gebiet sowie die aus den seismischen Messungen errechneten Stapelgeschwindigkeiten.

Vorausgesetzt wird die Existenz einer Geschwindigkeitstiefenfunktion vν(z) für jeden Gleithorizont. Die sich an den Fixpunkten ergebende Tiefendifferenz wird durch Rückrechnung ermittelt und normiert auf eine bestimmte Bezugsmächtigkeit Zν. Nun kann ein Fehlerverte ilungsplan für jeden Gleithorizont ν, bezogen auf die jeweils festgelegte Bezugsmächtigkeit b, erstellt werden. Damit ist der Teufenfehler jedes Gleithorizonts am Punkt m bestimmbar; der für den Punkt aus dem Fehlerverteilungsplan abgelesene normierte Teufenfehlerwert wird multipliziert mit dem Verhältnis Fm,ν (ν=1(1)n) womit man den gesuchten Schichtfehler erhält. Dieser Vorgang wird für alle Gleithorizonte durchgeführt.

Im einfachsten Fall (unter Vernachlässigung eines Korrekturgliedes) ergibt sich der gesuchte Teufenfehler für Gleithorizont n als Summe der einzelnen Schichtfehler.

Als weitere Anwendungsmöglichkeit dieser Fehlerverteilungspläne wird eine Anisotropiebestimmung an einer Salzstockflanke gezeigt.

Seismic Stripping hilft tiefe Reflexionen freizulegen

Wegen des Vorhandenseins von Multiplen und aus anderen Gründen können sehr tiefe Reflexionen oft nur dann erkannt werden, wenn - bei großen Schußpunkt-GeophonAbständen - eine hohe Multiplizität beim CRP-Stapeln angewendet wird.

In manchen Gebieten kann sich jedoch die Tektonik der oberflächennahen Schichten - z. B. bis zu Tiefen von einem km oder einer Meile - sehr schnell innerhalb der angewendeten Aufstellungsweiten ändern. In diesem Falle ist es nötig, die gesamte obere geologische Sektion in die statischen Korrekturen einzuschließen bzw. Korrekturen anzuwenden, die man im eigentlichen Sinne nicht mehr als statisch bezeichnen kann.

Die Effektivität solcher zusätzlicher "statischer" Korrekturen, die man als Seismic Stripping bezeichnen kann, wird in einem Beispiel gezeigt. Außerdem werden einige theoretische Beziehungen betrachtet, die eine präzisere Ausführung des Seismic Stripping betreffen.


Bemerkenswert waren zwei unter "General" laufende Sitzungen, die sich mit Energiepolitik und daraus folgender Aktivität in der Exploration befaßten. Während für 1974 weltweit (außer für Kanada und Austral ien) eine Ausweitung der geophysikalischen Feldmessungen von 10% bis 20% gegenüber 1973 zu verzeichnen war, geben heute vielerorts staatliche und private Stellen zu drastischen Restriktionen in der Exploration Anlaß.

Die Ausstellung

Die Ausstellung war wieder von ca. 100 Ausstellern beschickt worden ; sie hatte im Convention Center eine ideale Heimstätte. Auf unserem Stand (ca. 30 qm) wurden die schon für die EAEG-Tagung 1975 in Bergen entworfenen 15 Tafeln gezeigt (s. PRAKLA-SEISMOS-Report 3/75), die in einem großformatigen Prospekt "PRAKLA-SEISMOS Exhibition" wiedergegeben waren. Ebenfalls neu ausgelegt waren die Prospekte "Data Processing . Supplement No. 2, Real Amplitude Processing", "SSP-11 System".

Mit PRAKLA-SEISMOS Report-3/75-Exemplaren und älteren Prospekten zusammen wurden insgesamt etwa an die 2000 Druckschriften verteilt.

Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigte, daß auch technisch " große Neuigkeiten" fehlten , ja daß auf manchem Gebiet eine gewisse Ernüchterung zu beobachten ist, so vor allem auf dem Gebiet der rechnergestützten Apparaturen. Aber auch bei den Telemetriesystemen, die noch sehr teuer sind, ist die Technologie noch nicht ausgereift, obwohl der Vorteil des leichte ren Meßkabels noch durch die Vermeidung des Obersprechens ergänzt wird.

Interessant war die Wiederentdeckung der High-Resolution- Technik (Seismische Messungen mit hohen Frequenzen), die besonderer Energiequellen (z. B. Vibratoren bis 200 Hz, Sparker), Geophone (Eigenfrequenz 40 Hz) und Aufnahmeapparaturen bedarf (Quantum Electronics Corp. und Input/Output Inc. bis 0.25 ms sampling rate).

Nicht vergessen werden soll, daß mancher Teilnehmer an diesem wohlgelungenen Kongreß vor Beginn oder nach Schluß noch einen Blick in die 1/2 Millionen-Stadt "Mile High City" (Denver liegt eine Meile über NN) warf, oder - was sicherlich lohnender ist - die 10 km westlich aufragenden Rocky Mountains besuchte mit dem herbstlich goldenen Espen-Laub, den schon schnee bedeckten Gipfeln und dem blauen Himmel, mit ihren alten Goldgräberstädten und mit so berühmten Gräbern wie dem von Buffalo Bill. Es soll europäische Kollegen gegeben haben, die erst nach 2 Wochen wieder bei ihrer Firma auftauchten, weil sie sich inzwischen im Goldschürfen versucht hatten - offenbar erfolglos, sonst hätten wir sie nicht wiedergesehen.

  Das Kapitol von Denver

The Papers

As usual, the papers were held in several parallel sessions so that it was difficult to decide which one was the most "important". About 200 papers were presented according to the following classification:

"General" 19 papers, " Exploration Seismology" and " Research" (Gase Histories, Interpretation, Modeling, Statics, Velocities, Deconvolution, Filtering, Inversion Methods) 58 Papers, "Gravity, Magnetics" 17 Papers, "Geothermal" 16 papers, "Oceanography" 8 papers, 'Mining" (Goal, Uranium, Geoelectrical Methods) 15 papers, "Special" (Permafrost, Weil Logging, Engineering Geophysics, Rock and Fluid Properties, Remote Sensing) 69 papers.

IndianerDenkmal vor dem Kapitol in Denver Indianer Denkmal vor dem Kapitol in Denver

Red Indian monument in front of the Denver Capitol


Especially in the field of "Remote Sensing", important progress had been achieved. The 18 papers on this topic sflOwed, that its application is already very useful, for instance in discovering unknown sub-sea fresh-water springs in coastal regions, in examining the extension of known deposits, in mapping large geological features, in satellite recordings (LANDSAT, Airborne-Multi-SpectralScanner), in mapping the thermal inertia of outcropping rocks, and so on.

Steady progress could be observed in all seismic fields such as in deconvolution- and filter-processes (including multichannel-filtering) in modeling, and especially in theoretical and laboratory basic research with regard to comprehend the phenomenon reflection/transmission with respect to the bright spot technique and the related tests to obtain pseudo-Iogs from seismic traces.

The following papers were presented by PRAKLA-SEISMOS- members:

R. Marschall, "Construction of Depth Maps with
Predictable Error-Distributions"

Abstract:

A method of obtaining depth maps of any horizon, n, is presented. These maps are insofar an innovation as they show the depth errors to be expected at a certain location within the maps. All weil information within the area of interest and all velocity information from seismic data are taken into account. The main idea is the normalization of the depth-error-distribution to a constant layer-thickness. For each layerl ν within which a certain velocity-function Vν(z) (independent of the horizontal coordinates is selected, an error-distribution-map, normalized to a constant thickness, is constructed. The depth-error of horizon n at a certain location is simply obtained by using the corresponding normalized error values for the overlaying layers form the maps, dividing them by the referencethickness and multiplying them by the computed thickness Zν at the chosen location. The sum of the different error-values Fm.ν. (ν= 1(1)n) immediately gives the depth-error to be expected for horizon n at this location. Therefore, doubtful structures can be recognized before drilling. Such error-maps can also be used to determine the anisostropy of sedimentary layers at the steep flanks of saltdomes. The knowledge of this anisotropy may be important for the precise determination of the depth of the Zechstein-base in the vicinity of such saltdome flanks. An example from the North-West German saltdome basin will be presented.

Th. Krey, "Seismic Stripping Helps to Unravel Deep Reflections"

Abstract:

On account of the presence of multiples and for other reasons, very deep primary reflections can often only be recognized by using a high multiplicity of CRP stacking, encompassing a large range of shot-geophone distances. But in some areas the tectonics of the near-surface layers, say down to a depth of one mile, may change very rapidly within the shot-geophone-distance range in question. In such cases it becomes necessary to include all of this upper geological section in the static corrections or in more general kinds of correction which are no more, in a strict sense, static. The effectiveness of such additional corrections, which may be looked upon as a kind of seismic stripping, will be shown in an example. Furthermore some theoretical aspects are considered which concern a more precise accomplishment of seismic stripping.

The Exhibition

As in former years, about 100 firms contributed to the exhibition for which suitable premises were at hand in the Convention Center. On our 30 sqm booth 15 boards were shown which had been designed for the EAEGmeeting 1975 in Bergen (see PRAKLA-SEISMOS Report No 3/75). These boards were reproduced in our largesized prospectus "PRAKLA-SEISMOS Exhibition". We also presented the brochures "Data Processing. Supplement No 2, Real Amplitude Processing" and "SSP-11 System". With these brochures, copies of PRAKLA-SEISMOS Report 3/75 and some older leaflets almost 2000 brochures in all were distributed to interested visitors.

During a tour through the exhibition we noticed that from the technical point of view, " big new innovations" were missing, in some fields even a certain disillusionment was to be observed, especially in the field of computersupported systems. The technology of telemetrie systems which are still very expensive, isn 't yet perfect either, although the lighter survey cables and the avoidance of inductive disturbances are of advantage.

The re-discovery of the high-resolution technique (seismic surveys with high frequencies) which requires special energy sources (for example vibrators up to 200 Hz, Sparker), geophones (natural frequency 40 Hz) and recording instruments (Quantum Electronics Corp. and Input/Output Inc., up to 0.25 ms sampling rate) was interesting.

Many of the congress members went to have a look at "Mile High City" (Denver is one mile above 'sea level) with a population of half a million. Others went to the Rocky Mountains only 10 miles away to see the old "Goldrush cities", the famous grave of Buffalo Bill, enjoying the beauty of the "Indian Summer", the fi rst snow covered moutain peaks and the deep-blue sky. Some European colleagues only re-appeared after two weeks - having tried to dig gold in the meantime - without success as it seems, otherwise we would not have perhaps seen them again