PRAKLA-SEISMOS Report 4 / 1974  
 

B. Gessner und J. Schmoll

Die übertiefe Aufschlußbohrung Miesbach 1 findet zur Zeit in Fachkreisen sowie in der öffentlichkeit große Beachtung. Seit dem 1. März dieses Jahres bohrt im Alpenvorland unmittelbar am Ortsausgang des idyllischen Ortes Miesbach nicht weit vom bayrischen Schliersee - eine fast 50 m hohe Viermastbohranlage.
Die Bohrung ist -geologisch gesehen -im Bereich der Faltenmolasse angesetzt. Ihr Ziel ist jedoch die Untersuchung der eventuellen Speichergesteine in der überfahrenen ungefalteten Molasse und im Malm. Die Bohrung soll eine Teufe von ca. 6000 m erreichen.

Tiefbohrung Miesbach 1

Die Konzession gehört der Deutschen Texaco AG. An der Bohrung sind die Preussag AG, die Deilmann AG, die Deutsche Schachtbau-u. Tiefbohrgesellschaft mbH und die Wintershall AG beteiligt; etwa die Hälfte der auf ca. 10,5 Mio DM geschätzten Kosten werden von der Bundesregierung und dem Freistaat Bayern getragen.

Der Bohrung sind umfangreiche reflexionsseismische Messungen durch PRAKLA-SEISMOS vorausgegangen. Im Verlaufe der Messungen gewann, wegen des relativ hohen Bohraufwandes bei der Sprengseismik, das VIBROSEIS Verfahren zunehmend an Bedeutung. Die für den Ansatz der Bohrung wesentlichen VIBROSEIS-Messungen begannen bereits im Jahr 1969 mit digitaler Registrierung.

Die Lage des Konzessionsgebietes im Voralpengebiet und im Obergangsbereich von der ungefalteten Molasse zur Faltenmolasse ergab mannigfaltige Schwierigkeiten durch das stark modellierte Gelände, die quartären Ablagerungen (Seeton, Moor, Schotter) und den komplizierten tektonischen Bau der Molasseschichten. Laufende Verbesserungen der Meßgeräte und der Meßparameter (Sweep, Geophon-und Vibratorpattern) führten auch zu einer wesentlichen Verbesserung der Meßergebnisse. Bei der Ermittlung der statischen Korrekturen wurde nicht nur der Einfluß der quartären Ablagerungen eliminiert, sondern es wurden auch nach Möglichkeit die durch den komplizierten Bau der Faltenmolasse bedingten lateralen Geschwindigkeitsänderungen im Deckgebirge berücksichtigt - notfalls auf Kosten der Qualität der weniger interessierenden Deckgebirgshorizonte.

Bei der Bearbeitung des Meßmaterials im PRAKLA-SEISMOS-Datenzentrum gab es ebenfalls viele Probleme. Die befriedigenden Endergebnisse konnten oft erst nach zahlreichen Testläufen Schritt für Schritt erzielt werden.

Von einer Auswertungsgruppe unserer Gesellschaft wurden die Meßdaten in Zusammenarbeit mit der geophysikalischen und geologischen Abteilung der Deutschen Texaco AG laufend interpretiert und so das strukturelle Bild des Tertiärs und Prätertiärs erarbeitet. Zwei Aufgaben standen im Vordergrund: Das Auffinden und Fixieren von Störungen, wobei eine genaue Untersuchung und Auswertung der Beugungsbilder von großem Nutzen war, und eine möglichst korrekte Tiefendarstellung, wobei sich die Verwendung von Isotachenplänen als sehr nützlich erwies. Die Isotachenpläne wurden aufgrund von Bohrlochmessungen für jeden kartierten Horizont aufgestellt; sie ergaben für jeden Punkt des Arbeitsgebietes die für die Tiefendarstellung benötigte Durchschnittsgeschwindigkeit. Mit ihrer Hilfe wurden die Zeitpläne direkt in Tiefenpläne umgewandelt und an wichtigen Stellen auch Tiefenprofile konstruiert. Diese Art der Darstellung wurde mit Hilfe von Tiefenkonstruktionen überprüft bei denen Gleithorizonte und Intervallgeschwindigkeiten - abgeleitet aus Bohrungen nördlich und südlich der "Nördlichen Hauptüberschiebung" - benutzt und in vernünftigen Grenzen variiert wurden. Die sich aus beiden Darstellungsarten ergebenden Tiefenabweichungen waren nur gering.

Mit der Bohrung Miesbach 1 werden die gemeinsamen Bemühungen der Bundesregierung, der Länder und der Deutschen Erdölfirmen um eine langfristige, sichere Rohstoff-und Energieversorgung weiterhin verstärkt. Eine zweite Gemeinschaftsbohrung wird im östlichen Niedersachsen vorbereitet, die in eine Tiefe von ca. 7000 m bis in das Devon vorstoßen soll. Weitere Tiefstbohrungen sind in Vorbereitung. In dieses Aufschlußprogramm der großen Tiefen werden auch die Geophysiker unserer Gesellschaft insofern eingeschaltet sein, als von ihnen eine ständige Erweiterung der Feldtechnik, der Datenverarbeitung und der Interpretation der gemessenen Daten gefordert werden wird. Ober bereits erzielte und sich bereits anbahnende Erfolge wird zu gegebener Zeit zu berichten sein.

 

Wildcat Miesbach 1

The extremely deep wildcat Miesbach 1 is being closelY watched by experts and the public. Since March 1st of this year an almost 50 m high fourstem drilling rig has been working in the alpine foreland not far from the exit of the idyllic Miesbach village, situated quite elose to the Bavarian Schliersee.

Geologically speaking, the drilling is located in the folded Molasse-area. The aim, nevertheless, is the exploration of possible reservoir rocks in the underlying unfolded Molasse and the Malm. The drilling shall reach a depth of about 6.000 m.

The concession is owned by the Deutsche Texaco AG. The Preussag AG, the Deilmann AG, the Deutsche Schachtbau- und Tiefbohrgesellschaft mbH and the Wintershall AG participate in this weil. About half of the estimated costs of about 10,5 million DM are being met by the Government of the Federal Republic of Germany and the Bavarian Governement.

The drilling has been preceded by extensive seismic reflection surveys carried out by PRAKLA-SEISMOS. During the surveys, due to the relatively high drilling costs of explosion seismies, the VIBROSEIS method increased in importance. The VIBROSEIS surveys, essential for the location of the weil, began already in 1969 with digital recording.

The location of the concession area in the alpine fore land and in the transition region from the unfolded to the folded Molasse gave numerous difficulties due to the extremely rough terrain, the quarternary formations (seeton, moor, pebbles) and the complicated tectonic structure of the Molasse layers. Continuous improvements of the survey equipment and the survey parameters (sweep, geophone and vibrator patterns) led to an important improvement of the survey results. To determine the static corrections, not only the influence of the quaternary formations were eliminated but also the lateral velocity changes in the overlying rocks were taken into account. changes caused by the complicated structure of the folded Molasse, if necessary, at the cost of quality of the less interesting overburden horizons.

During processing the survey data at the PRAKLA-SEISMOS data-center many further difficulties arose. Satisfying results could be reached only step by step after numerous test-runs.

The survey data was interpreted together with the geophysical and geological department of the Deutsche Texaco AG and thus the structural picture of the Tertiary and Pre-Tertiary was obtained. Two problems were prominent: the finding and fixing of faults, whereby an exact examination and evaluation of the diffraction events was very useful and a depth presentation as correct as possible, whereby the use of isotach maps came in very handy. The isotach maps were constructed on the basis of borehole logs for each mapped horizon ; they showed for each point of the survey area the necessary average velocities for depth presentation. With their help the time contour maps were directly converted into depth contour maps and in important places also depth sections were constructed. This type of presentation was checked with the help of depth constructions by which marker horizons and interval velocities were used derived from boreholes north and south of the " Northern Main Overthrust" and varied within reasonable limits. From both the representations the resulting depth differences were only minimal.

The wildcat Miesbach 1 intensified the joint efforts of the German Government and the German oil companies for a longlasting and safe raw material and energy supply.

A second cooperative deep weil is being prepared in East-Lower-Saxony, which will be sunk into the Devonian to an approximate depth of 7.000 m. Further extremely deep wells are in preparation. In this exploration program also the geoscientists of our company will be involved by continuously elaborating field methods and improving data processing and interpretation of the surveyed data.

At an appropriate time we will report on results and successes.