PRAKLA-SEISMOS Report 1 / 1972  
 
41. Internationale Jahrestagung der Society of Exploration Geophysicists
vom 7. bis 11. November 1971 in Houston, Texas

Skyline of Houston
Die SEG-Tagung - in diesem Jahre unter dem Motto " Exploration heute -Energie morgen" - gilt bekanntlich als das bedeutendste Forum des Meinungsaustausches in der angewandten Geophysik. Sie wurde wieder von vielen Teilnehmern besucht. Tagungsort war die Raumfahrtmetropole Houston. Der Einfluß der Raumfahrt wurde dokumentiert durch die Eröffnungssitzung " Mondgeophysik", in der über die Ergebnisse der bisherigen Mondforschung berichtet wurde, und durch eine Ausstellung von Nachbildungen der auf dem Mond eingesetzten Meßinstrumente und von Mondgestein. H. H. Schmitt, Apollo-17-Astronaut und promovierter Geologe von Harvard, hielt in der Eröffnungssitzung einen Vortrag " Die Rolle der Explorations-Geophysik auf dem Mond".

Die 126 Vorträge wurden in drei Parallelveranstaltungen gehalten. Auf dem Gebiet der Seismik und Datenverarbeitung wurden keine wesentlichen Neuigkeiten geboten. Es sind aber Trends in folgenden Richtungen deutlich zum Ausdruck gekommen:

1. Bestimmung von Intervallgeschwindigkeiten aus seismischen Messungen unter Berücksichtigung des Deckgebirges,
2. Verwendung von kleineren Rechenanlagen, mit denen das Processing für wenige Trupps durchgeführt werden kann oder die auf Schiffen eingesetzt werden können.

Ein Vortrag, der von vielen Teilnehmern als hervorragend bezeichnet wurde, sollte auch hier erwähnt werden: "Fallgruben in der seismischen Interpretation". Er hatte die Form einer Diskussion von zwei Vortragenden (P. M. Tucker und H. J. Yorston, Esso Production Research). Der erste Vortragende legte Zeitsektionen vor und erläuterte seine Interpretation. Der zweite bewies dagegen, daß diese Interpretation falsch sein muß, weil das Zeitprofil eben nicht direkt als geologischer Schnitt gedeutet werden kann. Fazit: Die Interpretation eines Profils ohne genügende Kenntnis der Vorgänge seiner Entstehung (Diffraktion, Geschwindigkeiten, Processing) ist mehr als problematisch.

  The 41 st International Annual Meeting of the Society of Exploration Geophysicists from 7th to 11th November 1971

As is weil known the SEG meeting -this year with the motto " Exploration today -energy tomorrow" -is considered the most significant forum for the interchange of ideas in applied geophysics. The meeting took place at the Space City Houston, and once again many people took part. The influence of astronautics was demonstrated in the opening session "Lunar geophysics" in which reports were made on lunar research to date, and also in an exhibition of moon rocks and models of survey instruments used on the moon. H. H. Schmitt, Apollo 17 astronaut, and Ph. D.-graduate in geology from Havard, read a paper entitled "The role of exploration geophysics on the moon" in the opening session.

The 126 papers were given in three parallel sessions. In seismology and data processing nothing essentially new was offered, however, the following trends could be clearly observed:

1. Determination of interval velocities from seismic sm-weys, taking the overburden into account.
2. Use of small computers with wh ich processing for a Je. crews can be carried out, or which can be used Oll board of vessels

A paper, "Pitfalls in seismic interpretation", which was considered by many participants as outstanding, should also be mentioned here. It took the form of a discussion between two speakers (P. M. Tucker and H. J. Yorsten, of Esso Production Research). The first speaker exhibited time sections and explained his interpretation, and in return the second speaker demonstrated that this interpretation must be wrong as the time sections cannot be interpreted directly as geological sections.

Tagungsgebäude
Tagungsgebäude

Neben den Vortragsräumen befand sich eine große Ausstellungshalle, in der ca. 80 Firmen aus der Geophysik und der Zulieferindustrie ihre Produkte zeigten. Bei den seismischen Apparaturen wurden neue Aufzeichnungsformate mit höheren Packungsdichten angeboten. TI bietet tragbare Ausführungen ihrer Apparaturen an. Die größte Reklame machte Kodak, die fast allen Teilnehmern Broschen mit dem Kodakzeichen und einer vierstelligen Zahl ansteckte und sie aufforderte, nach einem Partner mit der gleichen Zahl Ausschau zu halten. Hatten sich zwei Partner gefunden, bekam jeder von ihnen eine Kamera. Es sollen sich tatsächlich drei oder vier Paare gefunden haben.

Bemerkenswert war noch eine Ausstellung historischer geophysikalischer Instrumente, veranstaltet von der Geophysikalischen Gesellschaft in Houston. Das ThyssenGravimeter (1934), alte magnetische Feldwaagen, Geophone und Verstärker bildeten einen interessanten Kontrast zu den hochmodernen Angeboten des Jahres 1971. Einigen Tagungsbesuchern war es vergönnt an der sicher interessanten V.I.P.-Tour zum NASA-Raumfahrt Center teilzunehmen.

Steckbrief des Tagungsortes:

Houston ist eine junge und schnell wachsende Stadt mit vielen Wolkenkratzern. Besondere Baulichkeiten gibt es hier nicht zu sehen, denn anders als anderswo fehlten hierfür die geschichtlichen Voraussetzungen.

In den regelmäßigen Berichten über die SEG-Tagungen in unserer Werkzeitschrift sind die nichtseisrnischen Verfahren immer etwas kurz behandelt worden. Wir nehmen diese Tagung zum Anlaß, unsere Mitarbeiter etwas ausführlicher zu informieren:

  Exhibition hall

The result: interpreting a section without sufficiant knowledge of its formation processes (diffraction, velocities, processing) is more than problematic.

Adjacent to the meeting rooms was a large exhibition hal'l in which about 80 geophysical companies and the,ir supp" liers showed their products. In the seismic systems new recording formats with increased package densities were presented. TI offered portable equipment.

The most intense advertising was made by Kodak, who pinned a brooch with the Kodak symbol and a four-figure number on almost every participant, and invited them to try and find a partner with the same number. When a pair had found each other, each of them was given a camera, and three or four pairs were, in fact, discovered.

A remarkable exhibition of historie geophysical instruments was organized by the Geophysical Society of Houston. The Thyssen gravimeter (1934), old magnetometers, geophones, and amplifiers formed an interesting contrast to the brand new products of 1971.

Several participants of the meeting were permitted to take part in the very interesting V.I.P. tour of the NASA Manned Spacecraft Center.

A short note on the meeting town:

Houston is a young and rapidly expanding town with many skyscrapers. There are no exceptional buildings for - in contrast to other places - the historical prerequisites were missing.

In the regular reports on the SEG meetings in our company's magazine the non-seismic methods have always been dealt with rather briefly. We are using this year's meeting as an opportunity of giving our colleagues some more detailed information.

xx

Von der Geräteausstellung ist zu berichten :
La Coste und Romberg AIR/SEA-Gravimeter

Neben Askania und Bell ist La Coste und Romberg nunmehr die dritte Firma, die Gravimeter für Beschleunigungsmessungen auf bewegter Plattform anbietet. Der Konstruktion nach ist das System La Coste und Romberg vergleichbar dem Askania Gss 2. Bei diesen Typen wird der sogenannte Cross-Coupling-Effekt, also das Auftreten einer scheinbaren, aus Horizontalbeschleunigungen stammenden Vertikalbeschleunigung noch durch Langzeit-Analogfilterung eliminiert. Das Askania Gss 3, wie es auf unserer PROSPEKTA eingesetzt ist, eliminiert dagegen den CC-Effekt bereits apparativ.

Der Einsatz als Aero-Gravimeter ist nach wie vor problematisch, da die auftretenden Störbeschleunigungen wesentlich höher und keinesfalls so gleichförmig sind wie auf einem Schiff. Zusätzliche elektronische Beschleunigungsmesser wären notwendig, deren Leistung heute aber noch auf ± 10 mgal beschränkt ist.

VLF-Empfänger für elektromagnetische Leitfähigkeitsmessungen

VLF bedeutet very-Iow-frequency, also den LangweIlenbereich. Das Verfahren benutzt die Bodenwellen vorhandener Langwellensender. Bei ihrer Ausbreitung werden lange Wellen beim überqueren besonders gut leitenden anstehenden Gesteins zum Gestein hin abgelenkt. Die Ablenkung der Welle ist das Maß für die Leitfähigkeitsanomalie.

Der Vorteil dieses Verfahrens, das sich dadurch auch speziell für einen Einsatz in der Aerogeophysik empfiehlt, liegt darin, daß nicht wie sonst bei den EM-Verfahren, die Energie erst aus großen Aggregaten bereitgestellt werden muß.

Versuche mit VLF werden demnächst bei PRAKLA-SElSMOS anlaufen.

0,1 Gamma Protonenmagnetometer von Geometrics

Hier ist erstmals der Versuch gemacht worden, die "Traumgrenze" für Protonenmagnetometer von 1 gamma zu unterschreiten. Der Weg hierzu führt über eine fünffach stärkere Polarisierung (Ausrichtung der magnetischen Momente der Protonen) und eine anschließend 5-10fach höhere Frequenzvervielfachung vor der Auszählung als bisher. PRAKLA-SElSMOS hat diese Geräte für einen Aeromagnetik Trupp bestellt. Erste Flugversuche haben gezeigt, daß bei aufmerksamem Fliegen 0,1 gamma bei Meßfolgen von 2/3 s erzielt werden.

Mit diesen Geräten werden wir die Wünsche unserer Auftraggeber aus der Ölindustrie nunmehr voll erfüllen können.

Von den vielen Vorträgen erwähnen wir nur zwei der interessantesten:

Hammer, S.:
Approximation in Gravity Interpretation Calculations.

Die Arbeit zeigt, daß (bei geschickter Auswahl) einfache geometrische Modelle auch komplizierte Verhältnisse mit ausreichender Genauigkeit ersetzen können.

Steenland, N. S.:
MAGI, A Magnetics and Gravity Interpretation System.

Der erste Schritt, die Polreduktion nach Baranov, wird nur für die Magnetik angewendet. Das unter der magnetischen Inklination - 90·≤ i ≤ + 90· gemessene Potentialfeld wird hierbei auf i = + 90· transformiert. Die Darstellung der Ergebnisse erweckt den Anschein, als ob die Messung über dem magnetischen Südpol ausgeführt worden wäre. Sie wird als " Pseudo-Gravimetrie" bezeichnet.

Der zweite Schritt, die Berechnung der 2. Ableitung des Feldes zum Zweck der Elimination von konstanten und linearen Regionalfeldanteilen, ist für die Gravimetrie und Magnetik gleich.

Der dritte Schritt besteht aus dem bekannten " Stripping"Verfahren, einem fortwährenden Abziehen der Felder von Einzelmodellen bis zu einer ausreichenden Deutung des gemessenen Feldes.

Ein ähnliches "Interpretationssystem" ist bei PRAKLA-SEISMOS in Entwicklung.

 

From the exhibition of equipment:
The La Coste and Romberg AIR/SEA gravimeter

Besides Askania and Bell, La Coste and Romberg are now the third company to produce gravimeters for acceleration surveys on moving platforms. The construction of the La Coste and Romberg system is similar to that of the Askania Gss 2. With this type the so-called cross-coupling effect is still eliminated by long-time analog filtering. In contrast the Askania Gss 3, as in use on board our PROSPEKTA, eliminates the CC-effect within the instrument itself.

Its use as an air gravimeter is as problematic as before, as the perturbing accelerations which occur during flight are much greater and not at all as regular as on a ship. Additional electronic accelerometers would be required, the performance of which (± 10 mgal) still not being satisfactory.

VLF-receiver for electro-magnetic conductivity measurements

VLF means very low frequency, i. e. the long wave length range. The method uses surface waves of existing long wave transmitters. On propagation long waves passing over highly conductive rock are deflected towards the rock. The deflection of the wave is equivalent to the conductivity anomaly.

The advantage of this procedure which is also specially suitable for use in aero geophysics lies in the fact that the energy must not be furnished from large aggregates. Tests with VLF will start at PRAKLA-sElsMOS shortly.

Geometrics' 0,1 gamma proton magnetometer

The first attempt to fall below the 1 gamma "visionary" limit for proton magnetometers has been made. It is attained by a polarization (alignment of the proton magnetic moments) 5 times as strong, and a subsequent frequency multiplication 5-10 times as high, as before. PRAKLASEISMOS has ordered these instruments for an aero magnetic crew. The first trial flights indicated that when piloted carefully 0.1 gamma can be achieved on survey sequences of 2/3 second. With these instruments we will now be able to entirely fulfil the wishes of our clients in the oil industry.

The two most interesting non-seismic papers were:

Hammer, S.:
Approximation in Gravity Interpretation Calculations.

The paper indicated that with apt selection simple geometrie models can also replace complex relationships with sufficient accuracy.

Steenland, N. S.:
MAGI, A Magnetics and Gravity Interpretation System.

The first step, the pole reduction according to Baranov, is only used for the magnetics. The potential field measured under the magnetic inclination -90·≤ i ≤ + 90· is transformed to i = + 90· . The display of results gives the impression that the survey had been carried out over the magnetic south pole. This is named "pseudo gravimetry".

For both magnetics and gravimetrics the second step is the same -the calculation of the second derivative of the field in order to eliminate the constant and linear parts of the regional field.

The third step is the well-known "stripping procedure", a continuous removal of fields of single models until the field matches the measured field sufficiently.

A similar "interpretation system" is being developed at PRAKLA-SEISMOS.