PRAKLA-SEISMOS Report 3 / 1971  
Aus dem betriebsinternen Sportgeschehen Aus dem betriebsinternen Sportgeschehen

W. Krause, Reflexionsseismiktrupp Italien III, leitete uns einen Bericht über ein Fußballspiel zu, das am 22. Juni 1971 auf dem Sportfeld des F. C. Holzbein, Colle Sannita (bei Neapel), zwischen deutschen Truppmitgliedern (Kickers) und ihren örtlich angeworbenen italienischen Mitarbeitern (Azzuri) ausgetragen wurde. Wir geben seinen Bericht etwas gekürzt wieder:

Die Kickers spielen in weißen Hemden und schwarzen Hosen, die Azzuri im blauen Dreß.

Vor Beginn des Spieles bewegen sich die beiden Mannschaften aufgeregt am Spielfeldrand. Hier und da absolvieren untrainierte Muskelprotze und schwarze Wuschelköpfe ein paar Lockerungsübungen.

Schuß! und Toooooor!!   Das Spielfeld wird von den letzten

Das Spielfeld wird von den letzten "Spinat"-Haufen, die weidende Kühe noch kurz vorher hinterlassen hatten, durch einige Idealisten gesäubert.

Vier bis fünf Zuschauer säumen das Spielfeld. Die Mannschaften laufen ungeordnet ein. Ihre Gesichter sind voll Tatendrang und Kampfeslust.

Es gibt noch einige Schwierigkeiten, weil sich die Kickers nicht auf den Torhüter einigen können. Doch ihre Entscheidung fällt noch vor dem Anpfiff. Der Schiedsrichter sucht verzweifelt nach der Mitte des Spielfeldes, doch dann gehts los.

Der Ball wandert ein paarmal zwischen den Weißen und Blauen hin und her. Ein kraftvoller Stoß und alles rennt, nur die Tormänner stehen. Es läßt sich nicht erkennen, wer im Ballbesitz ist. Das Spiel ist voll Hektik und Nervosität.

Der erste Schuß aufs Tor der Blauen. Abgewehrt, Nachschuß, abgefälscht zur Ecke. Der erste Höhepunkt im Spiel. Die Ecke wird ausgeführt und der Ball landet in der Nähe des Tors. Ein Menschenknäuel ! Wer hat den Ball? Plötzlich ist er wieder da. Die Azzuri im Gegenstoß. Mit ihren stärksten Stürmern, den Vermessern, drängen sie nach vorn. 20 Mann bewegen sich nun in einer Richtung. Die schwarz-weißen Stürmer, die Bohrer, voran der Bohrsteilenleiter, tun ihr Bestes, um diesen Ansturm zu stoppen.

Da gelingt es dem stärksten Spieler, Dr. Franz, den Ball auf seinen Fuß zu bekommen und davonzuspurten. Er umspielt einen Gegner, einen zweiten, einen dritten und sogar noch einen vierten. Vergleiche drängen sich auf mit dem berühmten Spieler gleichen Vornamens aus München. Dr. Franz ist kurz vor dem gegnerischen Strafraum immer noch am Ball. Nun müßte er schießen! Zu spät. Die gegnerische Verteidigung hat sich aufgebaut. Dr. Franz flankt den Ball zu einem M 300-Geräteführer, einem muskulösen Bayern. Der nimmt ihn an und spielt ihn einem Mitspieler vom Meßwagen zu und dieser schießt aufs Tor -ein Bombenschuß! Abgewehrt, Nachschuß, abermals abgewehrt. Der Ball kommt zum linksaußen der Kickers. Schuß! und Toooooor!!

Jubel bei den Zuschauern, Begeisterung bei den Spielern. Die Azzuri im Gegenangriff. Sie haben ihre O-Spieler eingesetzt, die mit dem Fußball aufgewachsen sind: Tonio, Mauro, Franeo, Rocco und Tulio sind dabei, doch die Abwehr der Kickers steht.

die Abwehr der Kickers steht   Die Azzuri im Gegenangriff

Dann wieder ein Angriff der Blauen. Schuß aufs Tori Der Tormann reckt sich, wenn auch nach der falschen Seite, doch das macht nichts, denn der Ball fliegt fünf Meter über die Querlatte ins Aus.

Das Spielgeschehen wogt nun hin und her. Da auf der Mittellinie ein böses Foul! Zwei Mann gehen zu Boden, der Sanitäter und Masseur eilen aufs Spielfeld.

Der Betreuer der Azzuri benutzt die Gelegenheit, um mit einer Flasche Wasser aufs Feld zu stürzen und seine Leute zu erfrischen. Die am Boden liegenden Spieler erheben sich wieder, humpeln noch ein bißchen, und das Spiel geht weiter.

40. Spielminute. Fünf Minuten vor Halbzeit steht es 3 : 2 für die Besseren. Noch sind keine Ermüdungserscheinungen zu bemerken. Alles läuft und rennt, angefeuert von der ständig wachsenden Zuschauermenge. Es dürften jetzt neun bis zehn sein. Der Schiedsrichter ist schon öfter Herr der Lage und hin und wieder entwickelt sich sogar ein richtiger Spielzug.

Ball fliegt fünf Meter über die Querlatte ins Aus.  

Halbzeit. Erlöst gehen die Spieler vom Feld. Einige legen sich auf den Boden, andere diskutieren lebhaft den SpielverIauf.

Da geschieht etwas im Fußballsport Ungewöhnliches. Ein Kasten Bier wird auf das Spielfeld gebracht. Gierig stürzen sich Azzuri und Kickers auf die Flaschen.

Der Schiedsrichter schaut auf die Uhr. Die Pause zwischen den Halbzeiten sei um, meint er. Lauter Protest von Seiten der Spieler, die ihre Flaschen noch nicht geleert haben. Der Schiedsrichter resigniert und gibt weitere fünf Minuten zu.

Doch dann geht es endlich weiter. Das Laufen, Rennen und die Menschenballungen auf dem Feld beginnen von neuem. Dramatische Szenen spielen sich ab. Absoluter Höhepunkt ist ein Tor, das die Kickers in geballtem Einsatz in der 86. Spielminute erzielen. Außer dem Ball und dem Schiedsrichter sind acht oder neun Weiße im Gehäuse der Blauen. Nur der Tormann fehlt. Er steht neben dem Tor, denn er wurde durch die Wucht des Angriffs abgedrängt.

Nach Ablauf der regulären Spielzeit steht es 5 : 5. Das Spiel ist aus. Abgekämpft, aber zufrieden, gibt der Kapitän der Weißen wohl die Meinung aller Beteiligten wieder: "Mensch, war das ein Spiel!"