Zum Jahreswechsel 1979/80
PRAKLA-SEISMOS Report 3+4 / 79

Wieder liegt ein erfolgreiches Jahr hinter uns. Die kritische Versorgungslage mit Rohstoffen aller Art hat im abgelaufenen Jahr weltweit zu einer verstärkten Explorationstätigkeit geführt. An dieser Entwicklung war die PRAKLA-SEISMOS voll beteiligt.

Auf dem 10. Welterdölkongreß im September 1979 in Bukarest kam klar zum Ausdruck, daß die Exploration auf Erdöl- und Erdgaslagerstätten auch in Zukunft verstärkt fortgesetzt werden muß. Neueste Überlegungen zeigen, daß die ursprünglich in der Erdkruste vorhandenen gewinnbaren Erdölreserven auf 304 Milliarden Tonnen zu veranschlagen sind. Davon wurden 57 Milliarden Tonnen bereits gefördert, 112,6 Milliarden Tonnen gelten als sicher und wahrscheinlich, 134,4 Milliarden Tonnen werden noch vermutet. Mehr als doppelt soviel Erdöl wie bereits insgesamt gefördert worden ist, muß also noch gefunden werden. Wenn man bedenkt, daß noch ausgedehnte Lagerstätten in immer größeren Teufen und in entlegenen Gebieten zu finden sein müssen, dann wird sicher jedem von uns klar, daß in der Zukunft sehr große und schwierige Aufgaben in technischer und wissenschaftlicher Hinsicht zu lösen sind. Wir werden auch weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um an dieser großen Aufgabe mitzuarbeiten.

Wenn etwa in der Mitte des Jahres 1983 alle Betriebsabteilungen der PRAKLA-SEISMOS in unserem neuen Gebäudekomplex in Hannover-Bucholz untergebracht sein werden, sind die Voraussetzungen für ein weiteres stetes Wachstum unserer Gesellschaft geschaffen. Am 23. Mai konnte der Grundstein für den 1. Bauabschnitt gelegt werden; das Richtfest wurde am 20. November gefeiert.

Im folgenden gebe ich einen kurzen Überblick über die Tätigkeiten der einzelnen Betriebsabteilungen:

Im Inland wurden sprengseismische Messungen überwiegend in Nord- und Westdeutsch land im Auftrag der Erdölindustrie und des Kohlenbergbaus durchgeführt.

Bei den Arbeiten für den Kohlenbergbau wurde In verstärktem Maße die Methode der Flächenseismik (3-D Seismik) mit 120spuriger Registrierung angewandt. Dabei kam auch eine moderne Telemetrie-Apparatur zum Einsatz. Gemeinsam mit einem Meßtrupp der BEB wurden erstmals flächenseismische Vermessungen auch bei der Erdöl- und Erdgasexploration mit 240spuriger Registrierung ausgeführt. Vibroseismessungen wurden hauptsächlich in Süd- und Südwestdeutschland etwa im gleichen Umfang wie im Vorjahr durchgeführt.

Im Ausland waren spreng- und vibroseismische Meßtrupps sowie Bohrtrupps in Bangladesh, Burma, Dänemark, Frankreich, Italien, Libyen, in den Niederlanden, in Österreich, Peru, in der Schweiz, Türkei und in Spanien tätig. Fast alle Meßgruppen waren mit 48spurigen Digitalapparaturen ausgerüstet. In diesem Jahr arbeiteten außerdem zwei sprengseismische Trupps mit großem Erfolg mit 120spurigen Telemetrieapparaturen. Zum Ende des Jahres wurde ein erster Vibroseistrupp mit einer 120spurigen Apparatur aufgestellt, der Anfang 1980 seine Arbeiten aufnehmen wird. Weitere Meßtrupps - ausgerüstet mit Telemetrieapparaturen - werden zum Jahreswechsel neu aUfgestellt.

Von der Abteilung Ingenieurgeophysik wurden, wie in den Vorjahren, Messungen zur Überwachung von Speicherkavernen und Aussolungshohlräumen sowie seismische und andere geophysikalische Bohrlochmessungen außer in der Bundesrepublik Deutschland auch in England, Frankreich, Österreich, Spanien und in den Niederlanden durchgeführt. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens zur geothermischen Energiegewinnung erfolgte, in enger Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, in Falkenberg (Opf.) eine Serie akustischer Messungen, mit denen die bei einer Frac-Behandlung entstehenden Rißbildungen geortet werden sollten. Für diese Messungen entwickelte die PRAKLA-SEISMOS neuartige Andruck-Bohrlochgeophone mit sehr hoher Empfindlichkeit und einem Frequenzbereich bis ca. 5 kHz sowie eine Sparker-Bohrlochsonde als Schallsender. Wie erste Auswertungen erkennen lassen, haben diese Messungen Erfolg gehabt. Aus den registrierten Bruchgeräuschen kann die Lage der entstandenen Rißflächen ermittelt werden. Ferner sei noch erwähnt, daß für seismische Bohrlochmessungen außer Vibratoren und Luftpulsern als sprengstofflose Energiequelle erstmalig auch ein hydraulischer Schlaghammer mit guten Ergebnissen benutzt wurde.

Die Geoelektrik-Gruppe hat auch in diesem Jahr Prospektionen auf Grundwasser, Thermal- und Mineralwasser, Tone, Kiese und Hartgesteine durchgeführt. Erkundungen der Lagerungsverhältnisse der Oberflächenschichten bei Dammbauten war die AUfgabe in Libyen. ln Argentinien wird nach Erzen gesucht,wo neben der IP-Methode auch Turam und Gleichstromgeoelektrik eingesetzt wird. Spezielle Probleme, wie die Suche nach unterirdischen Gängen, wurden durch geoelektrisches Kartieren und durch Tiefensondierungen gelöst.

Gravimetertrupps waren in stärkerem Maße als in den vergangenen Jahren in Italien, Holland, Belgien und der Bundesrepublik Deutschland im Einsatz. Neben der Auswertung dieser Messungen wurden seegravimetrische und seemagnetometrische Messungen bearbeitet sowie verschiedene Interpretations- und Forschungsaufträge ausgeführt.

Die Abteilung Aerogeophysik wurde durch die politischen Ereignisse im Iran gezwungen, die Feldarbeiten abrupt zu beenden. Glücklicherweise konnten die Meßflugzeuge, einschließlich der installierten Apparaturen, außer Landes gebracht werden, während die zwei großen Camps mit allen Versorgungsfahrzeugen und geophysikalischen Bodenapparaturen trotz aller Bemühungen noch nicht exportiert werden konnten. Die Abteilung ist laufend mit der Auswertung der Iran-Messungen beschäftigt.

Unsere geophysikalischen Vermessungschiffe waren auch 1979 ganzjährig unter Vertrag und operierten weltweit.

Die EXPLORA führte geophysikalische Untersuchungen vor den Küsten Chiles und Argentiniens, in der Norwegischen See, im Nord- und Nordwestatlantik, in der niederländischen, britischen und deutschen Nordsee aus. Mitte Dezember wird sie die Reise zur zweiten Antarktisexpedition 1980 antreten.

Die PROSPEKTA war im Golf von Thailand, in indonesischen Gewässern, im Südchinesischen Meer, vor der Halbinsel Malaysia, in japanischen Gewässern, in der East China Sea und in koreanischen Gewässern im Einsatz. Insgesamt haben beide Schiffe wiederum eine Profilstrecke vermessen, deren Länge der des Erdumfanges entspricht.

Bei seismischen Flachwassermessungen war eine Zunahme der Meßaufträge zu verzeichnen. Aus diesem Grunde wurde im Frühjahr der Bau eines neuen Flachwassermeßschiffes bei den Motorenwerken Bremerhaven in Auftrag gegeben. Bereits im September konnte das neue Meßschiff VS FLUNDER die ersten Messungen in der Nordsee ausführen. Insgesamt waren gegen Ende des Jahres vier Flachwassermeßeinheiten eingesetzt, und zwar

VS INGRID
vor der niederländischen Küste, vor Feuerland (Argentinien) und im Golf von Suez,
VS WILHELM
im Golf von Suez und vor der deutschen Nordseeküste,
VS FLUNDER
nach Indienststellung im September 1979 vor der deutschen Nordseeküste und im Golf von Suez,
VS SEA INVESTIGATOR
vor der chinesischen Küste. (gechartertes Schiff)
Damit wurden erstmals von PRAKLA-SEISMOS seismische Flachwassermessungen im südamerikanischen Raum und in chinesischen Gewässern mit Erfolg durchgeführt.

Das Datenzentrum war auch im Jahre 1979 gut ausgelastet. Die Rechenanlagen waren 24 Stunden/Tag im Einsatz, und es mußten gelegentlich zusätzlich andere Rechenzentren in Anspruch genommen werden. Durch den Ersatz der Anlage CD 6600 durch eine weitere CYBER 175 konnte eine Leistungssteigerung erreicht werden. Die Forschungsarbeiten wurden intensiv fortgesetzt. Schwerpunkte sind die Entwicklung neuer Programme für die Seismik und die Aerogeophysik. Auf verschiedenen Tagungen wurde über diese Entwicklungsarbeiten berichtet.

Unsere Auswertungsabteilung war für nahezu 50 in und ausländische Auftraggeber, hauptsächlich Erdölgesellschaften und Gesellschaften des Steinkohlenbergbaus, aber auch für Gesellschaften der Gasversorgung und -speicherung, der allgemeinen Energieversorgung sowie der Salz- und Wassergewinnung tätig. Beteiligt war die Abteilung auch an staatlich geförderten Forschungsvorhaben, u. a. der interaktiven computergestützten Auswertung von 3D-Messungen und an Geothermik-Projekten. Die Mitarbeiter der Auswertungsabteilung waren zum größten Teil in Hannover und in verschiedenen Städten der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt. Ein verstärkter Auslandseinsatz führte im Jahre 1979 PRAKLA-SEISMOS-Auswerter in alle fünf Kontinente unserer Erdkugel. Sie arbeiteten in Ägypten, Australien, Bangladesh, Großbritannien, Libyen, in den Niederlanden, in Norwegen, Österreich, Oman, Peru, auf den Philippinen und in den Vereinigten Staaten von Amerika.

In der Technischen Abteilung waren die Ingenieure und Techniker der Servicegruppen mit der Zusammenstellung von neuen Meßgruppen und mit der Instandhaltung der elektronischen Ausrüstungen unserer Meßeinheiten voll beschäftigt. In der Entwicklungsabteilung konnten die Arbeiten an der neuen integrierten Navigationsanlage INDAS V abgeschlossen werden. An mehreren Entwicklungsprojekten. wie z. B. der "Seismischen Telemetrie", "Hochfrequenzmessungen aus Bohrlöchern im SalZ" sowie der technischen Ausrüstung für ,,3-D Seeseismik" wurde intensiv weitergearbeitet. Im Verkaufsbereich konnten Erfolge vor allem bei dem Verkauf von Streamern, Vibratoren und Geräten für hydrographische Messungen erzielt werden.

Die Unterrichtung der internationalen Fachwelt über das Leistungsangebot unserer Gesellschaft erfolgte wiederum in zahlreichen Publikationen und Vorträgen. Den Berichten über unsere wissenschaftlichen Entwicklungen und Erfahrungen in unserer Firmenzeitschrift REPORT kommt in diesem Zusammenhang eine immer größere Bedeutung zu. Die aktuellen wissenschaftlichen Problemlösungen wurden weltweit auf allen namhaften Fachtagungen in Wort und Bild vorgetragen. Besondere Höhepunkte bildeten die Tagungen der EAEG in Hamburg und der SEG in New Orleans.

Die Geschäftsentwicklung der PRAKLA-SEISMOS Geomechanik war weiterhin sehr befriedigend. Entsprechend der Auftragslage bei den seismischen Meßaufträgen der Obergesellschaft ergab sich besonders in den letzten Monaten des Jahres eine weitgehende Auslastung der vorhandenen Kapazitäten. Die Aktivitäten bei den Wasser-, Aufschluß- und Untersuchungsbohrungen waren trotz zeitlicher Verschiebungen einiger größerer Aufträge zufriedenstellend. Wiederum wurde außerhalb der Seismik mehr als ein Drittel der Dienstleistungsumsätze erzielt. Die Werkstatt in Uetze war besonders zum Jahresende mit dem Neubau von Bohrgeräten und Vibratoren voll beschäftigt; damit sollen die Voraussetzungen für die erhebliche Ausweitung der Aktivitäten in allen Bereichen der Gesellschaft für 1980 geschaffen werden.

Die Geschäftsführung dankt allen Mitarbeitern für die geleistete Arbeit im abgelaufenen Jahr und wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr.

Dr. H.J. Trappe